Vier von fünf Schweizern gehen mindestens einmal pro Jahr in die Ferien. Das ergab eine Umfrage der Versicherung Allianz und des Meinungsforschungsinstituts Link. Über zwei Drittel buchen ihre Ferien über das Internet. 21 Prozent gehen dafür ins Reisebüro. Die saldo-Redaktion wollte wissen, ob sich der Gang dorthin lohnt. Sie machte in 16 unabhängigen Reisebüros in Basel, Bern, Luzern und Zürich eine Stichprobe und testete die Qualität der persönlichen Beratung.
Resultat: Sehr gut war die Beratung nur in 3 Reisebüros: in Luzern bei Metro und Bucher Reisen sowie in Zürich bei Delsolar. Gut war die Beratung in 7 Reisebüros. 5 erhielten eine genügende Bewertung, eines war ungenügend (siehe Tabelle im PDF).
Teils ungenügend waren die Reisebüros Travelshop und Frossard in Basel, Maurer in Bern sowie Seefeld-Reisen und Leibacher Reisen in Zürich. Bernhard Wüthrich von Seefeld-Reisen rechtfertigt sich: «Wenn ein Kunde nicht weiss, was er will, kann ich ihn auch nicht beraten.»
Mehrere Reisebüros weisen darauf hin, dass sie auf bestimmte Ferienreisen spezialisiert seien. Beispiele: Travel-Solutions in Bern versteht sich nicht als Badeferien-Spezialist. Deshalb sei in diesem Punkt die Beratung nur genügend ausgefallen. Bei den Städtereisen war das Ergebnis gut, bei der Skandinavien-Woche sehr gut.
Familie mit Kleinkindern Abflug um 2.30 Uhr morgens empfohlen
Travelshop Basel sagt: «Städtereisen und Badeferien gehören nicht zu unserer Kernkompetenz.» Koni Kölbl von Travel-Solutions in Bern meint: «Fachkompetente Reiseberatung können wir nur auf Voranmeldung garantieren.» Bei den Badeferien fiel auf, dass sich viele Reisebüros mit den ersten Ergebnissen der Computerabfrage zufrieden gaben.
Das Basler Reisebüro Ferieninsel zum Beispiel nahm in Kauf, dass die Familie mit zwei kleinen Kindern morgens um 2.30 Uhr von Dubai heimgeflogen wäre: «Dann sind Sie am Morgen bereits zu Hause.» Anders Travel-Solutions in Bern und Delsolar in Zürich: Beide wiesen darauf hin, dass einwöchige Badeferien mit Kindern in anderen Zeitzonen strapaziös sein können.
Manche Berater lasen nur aus dem Katalog vor
Viele Reisebüros konzentrierten sich in ihrer Beratung für die Städtereise über Silvester nach Barcelona auf das Reservieren des günstigsten Flugs. Unterschiedlich waren die Informationen zur Unterkunft. Meist erfuhren die Testpersonen nur, was im Katalog von Hotelplan stand.
Die Beratungsqualität für Skandinavien-Ferien war bei Büros mit persönlichen Erfahrungen vor Ort am besten. Einzelne Berater lasen schlicht die Informationen aus dem Katalog vor. Auffallend: Viele Reisebüros arbeiten mit bloss einem der verschiedenen grossen Spezialanbieter Kontiki, Glur Reisen und Travelhouse zusammen. Interessenten erhalten dann einfach die Angebote des entsprechenden Partners. Anders bei Schär-Reisen. Statt der Paketlösung mit Direktflug und einem Blockhaus in einem Feriendorf offerierte die finnlanderprobte Beraterin ein alleinstehendes Ferienhaus in der Wildnis inklusive Mietauto und Linienflug.
Viele Reisebüros verlangen bei einer Buchung eine Gebühr – nicht aber für die Beratung oder für eine Offerte. Weshalb? Die Reisebüros sagten, die Gebühr decke den Aufwand für die Beratung und den Reisegarantiefonds zur Kundengeldabsicherung. Je nach Reiseveranstalter liegt die Gebühr zwischen 50 und 120 Franken. Alle Reisebüros der saldo-Stichprobe haben eine solche Kundengeldabsicherung.