Im Kanton Zug werden Kehricht und Grünzeug zweimal wöchentlich vor der Haustür eingesammelt. Das freut die Bewohner und schont die Finanzen der Stadt. «Die Entsorgung des Kehrichts kostet uns mehr als das Sammeln und Verarbeiten des Grünabfalls. Jedes Kilo weniger Grünabfall im Kehrichtsack ist positiv», sagt Hans-Ulrich Schwarzenbach, Geschäftsführer des Zweckverbands Zeba Zug.
Viel Wiederverwertbares in Kehrichtsäcken
In der Schweiz werden laut dem Bundesamt für Umwelt jährlich 5,7 Millionen Tonnen Kehricht eingesammelt und für teures Geld verbrannt. Laut einer Erhebung des Bundesamts landen über 30 Kilo wiederverwertbare Lebensmittel pro Kopf und Jahr in den Kehrichtsäcken.
Bei getrennter Sammlung von Kehricht und Grünabfall inklusive Speisereste könnten die Gemeinden und damit die Steuerzahler Geld sparen. Das belegen aktuelle Zahlen aus dem Kanton Zug und Gemeinden wie Liestal BL, Kestenholz SO oder Winterthur ZH. An diesen Orten wird der Grünabfall kostengünstiger vergärt, statt in der Kehrichtverbrennungsanlage verbrannt (siehe Tabelle).
In Liestal schlagen die Kosten für die Verwertung der Grünabfälle pro Tonne mit 103 Franken zu Buch. Das Verbrennen einer Tonne Kehricht dagegen kostet 145 Franken – 41 Prozent mehr. Für René Plattner, Bereichsleiter Betriebe Liestal, ist das hinausgeworfenes Geld. Dazu resultiert bei der Vergärung ein ökologischer Nutzen: Aus Grünabfall lässt sich Roh- oder Biogas für Heizungen und Autos gewinnen. Und der «Abfall des Abfalls» kommt als fruchtbarer Humus auf die Felder und in die Gärten.
Kestenholz: Mehr Grünzeug als Kehricht
In Kestenholz wird seit 2005 getrennt eingesammelt. Mit positivem Resultat: «Bei uns fällt mit getrennter Sammlung rund ein Drittel weniger teurer Kehricht an», sagt Gemeindepräsident Arno Bürgi. In Kestenholz werden gewichtmässig heute mehr Grünabfälle gesammelt, als Kehrichtsäcke verbrannt.
Winterthur praktiziert die Separatsammlung inklusive Speisereste seit Oktober 2014. Die erste Bilanz ist erfreulich. Jürg Stünzi, Leiter Entsorgung Stadt Winterthur: «Die Menge an Grünabfällen ist heute bereits halb so gross wie der anfallende Kehricht. Dieser Anteil wird steigen.»
In Zug, Winterthur und Kestenholz ist die Grünabfallabfuhr für die Bewohner gratis. In anderen Gemeinden gibt es jährliche Grünabfallabos für 50 bis 180 Franken für den kleinsten Container à 140 Liter.
In jüngster Zeit sind auch verschiedene Städte auf die getrennte Abfallentsorgung umgestiegen. Zürich zum Beispiel seit Januar 2013. Hier ist das Kehrichtvolumen seither um 4000 auf 70 975 Tonnen geschrumpft. Der Grünabfall hat um 3500 auf 12 400 Tonnen zugenommen.
In Langenthal BE wird seit Januar 2014 getrennt gesammelt, in Frauenfeld seit Oktober 2014, in Bern seit Januar 2015. Ebenso sparen die Baselbieter Gemeinden Binningen, Reinach, Pratteln und Augst sowie Riehen BS und die aargauischen Gemeinden Rheinfelden und Kaiseraugst.
Andere Gemeinden suchen einen ähnlichen Weg: In der Stadt Luzern und in Biel wird das Grüngut zwar vor der Haustür eingesammelt. Es ist jedoch verboten, dem Grüngut Speisereste beizugeben. «Aus hygienischen Gründen», sagt Silvan Kocher, Strasseninspektor in Biel. «Zudem kommt mit den Lebensmittelresten zu viel Salz in den Kompost. Das schadet beim Kompostieren.»
In vielen der 2352 Gemeinden der Schweiz sind die Haushalte aber nach wie vor gezwungen, ihre Küchen- und Gartenabfälle in gebührenpflichtigen Kehrichtsäcken zu entsorgen.
Die Stadt Basel und einige kleinere Gemeinden haben bislang einzig kleine Sammelorte für Grünabfälle installiert, wo die Bewohner ihr Grüngut selbst hinbringen müssen.