Wer Batterien oder Akkus entsorgen will, kann diese kostenlos in den Läden abgeben. Beim Kauf werden die vorgezogenen Entsorgungsbeiträge auf den Preis geschlagen. Doch seit kurzem gibt es eine Ausnahme: Autobesitzer müssen die Entsorgung von schwer beschädigten Antriebsbatterien selbst bezahlen, wenn ihr Akku nach einem Unfall, wegen eines Brands oder eines Wassereinbruchs stark lädiert ist. Das hat der Bund mit der Revision der Chemikalienrisikoreduktions-Verordnung auf den 1. Juli eingeführt.
Laut Recyclingfirmen kostet die Entsorgung einer Lithiumionen-Batterie 4 bis 7 Franken pro Kilo. Die Batterie eines Tesla Y etwa wiegt 770 Kilo. Die Entsorgung einer stark beschädigten Batterie kann also 3000 bis 5400 Franken kosten. Importeure und Hersteller müssen nur noch die Kosten für die Entsorgung einer nicht erheblich beschädigten Batterie übernehmen – beim Tesla Y sind es rund 250 Franken. Ob eine Batterie «erheblich beschädigt» ist, wie es in der Verordnung heisst, entscheiden die Autohändler. Die Autobranche konnte sich bei der Revision durchsetzen.
Bundesrat Albert Rösti, Chef des zuständigen Departements, war bis Ende 2022 Präsident des Verbands Auto Schweiz. Gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz erhielt saldo Einblick in ein Dokument, das an Rösti adressiert war. Darin schreibt das Bundesamt für Umwelt, das die Ausarbeitung der Verordnung verantwortete: «Den Anträgen der Branche konnte entsprochen werden.»
Auto Schweiz hortet 74 Millionen Franken fürs Recycling
Für das Recycling der Batterien gründete der Verband Auto Schweiz 2022 die Genossenschaft Sestorec, an der grosse Autoimporteure und -hersteller beteiligt sind. Sie können die von ihnen in Verkehr gesetzten Lithiumionen-Akkus selbst einsammeln und recyceln. Und sie entscheiden, wie viel sie für das Recycling auf den Preis ihrer Autos aufschlagen. Warum sollen Autokäufer die Kosten für kaputte Akkus tragen?
Thomas Rücker, Direktor von Auto Schweiz, sagt: «Die erhebliche Beschädigung, etwa nach einem Unfall, muss und kann Sestorec nicht abdecken.» Auto Schweiz äufnete durch vorgezogene Entsorgungsbeiträge bis 2022 rund 74 Millionen Franken an Reserven für das Recycling von alten Autos. Sestorec kann gemäss Thomas Rücker für die Entsorgung der Batterien nicht auf dieses Geld zugreifen.
Die Teilkasko- und Vollkaskoversicherung übernimmt die Entsorgungskosten, falls der Vorfall versichert ist. Dies bestätigen die Versicherungsgesellschaften Axa, Allianz, Helvetia, Mobiliar und Zurich. Die Vollkasko deckt Schäden aus Unfällen, die Teilkasko versichert gegen äussere Faktoren wie Brände oder Unwetter. Für Fahrer ohne Vollkasko gilt also: Wird bei einem selbstverschuldeten Unfall die E-Auto-Batterie stark beschädigt, müssen sie Tausende von Franken selbst tragen.