Margrit und Bruno Ackermann aus Adligenswil LU trauten ihren Augen nicht, als sie die Stromrechnung erhielten. Für das Jahr 2023 verlangte Lieferant CKW pro Kilowattstunde im Hochtarif 76 Prozent mehr (17,40 statt 9,9 Rappen), im Niedertarif gut doppelt so viel (14,5 statt 7 Rappen) wie 2022. Bei einem Jahresverbrauch von 4500 Kilowattstunden entstehen ihnen Mehrkosten von 340 Franken.
Dieses Jahr müssen die Ackermanns zudem einen Aufschlag der Übertragungsnetzbetreiberin Swissgrid und die neue Abgabe für die Winterstromreserve zahlen, die die Werke auf die Haushalte überwälzen. Ihre Energierechnung wird deshalb noch mehr steigen – um rund 60 Franken. Die CKW begründet den Aufschlag mit den hohen Preisen an den europäischen Strombörsen.
Die Firma gehört zu knapp 10 Prozent dem Kanton Luzern und zu über 80 Prozent dem Energieriesen Axpo, der wiederum im Besitz von mehreren Kantonen und kantonalen Elektrizitätswerken ist. 2023 erzielte die CKW einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 159,8 Millionen Franken, 71 Prozent mehr als im Vorjahr (93,4 Millionen).
Einige Kantonswerke schrieben 2023 riesige Gewinne
Auch bei vielen anderen Lieferanten klingelten im letzten Jahr die Kassen:
- Das Stadtzürcher EWZ verdreifachte den Gewinn 2023 beinahe – von 126 auf 367 Millionen Franken.
- Die Aargauer AEW Energie AG konnte den Gewinn mehr als verdoppeln, von 45 auf 103 Millionen Franken.
- Die Berner BKW schrieb 2022 einen Gewinn von einer Milliarde Franken und 2023 von 620 Millionen Franken. Das sind die zwei höchsten Ergebnisse in der Konzerngeschichte.
- Die Bündner Repower AG steigerte den Gewinn von 82 auf 371 Millionen Franken. Diese Gewinne bezahlen die Haushalte: Bei der AEW müssen sie dieses Jahr rund 435 Franken mehr für Strom ausgeben, bei der BKW 216 Franken und bei Repower 95 Franken. Die Profiteure sind die Eigentümer der Werke, mehrheitlich die Kantone und Gemeinden. Die CKW etwa liefert 158,8 Millionen Franken ab. Die Steuerzahler im CKW-Versorgungsgebiet Zentralschweiz haben allerdings wenig davon: 80 Prozent dieser Summe gehen an die Haupteigentümerin Axpo und damit vorab an Nordostschweizer Kantone und Kantonswerke.
Haushalte zahlen versteckte Steuer auf Strom
Die BKW will 179 Millionen Franken an ihre Eigentümer ausschütten, die Hälfte an den Kanton Bern als Hauptaktionär. Und Repower zahlt 38 Millionen an die Eigentümer, darunter die Elektrizitätswerke des Kantons Zürichs und der Kanton Graubünden. Die Haushalte zahlen mit dem Strompreis eine versteckte Steuer. Wie stark die Kantone darauf zählen, zeigt sich in Zürich.
Dort kritisierte die Regierung im letzten Juni die kantonalen Werke scharf, weil sie es nicht schafften, die erhofften 30 Millionen Franken Gewinnanteil an den Kanton abzuliefern: «Der Regierungsrat erwartet, dass die EKZ künftig wieder einen angemessenen Gewinn ausschütten.»