Schummelt Samsung bei den Angaben zum Stromverbrauch seiner TV-Geräte? Der Verdacht besteht, seit eine EU-Forschungsgruppe kürzlich feststellte, dass der Energieverbrauch der Geräte im Alltag höher ist als unter Testbedingungen. Dafür verantwortlich sein soll ein Verfahren namens «Motion lighting». Es diene dazu, den Stromverbrauch in Tests zu drücken. Der weltgrösste TV-Hersteller weist die Vorwürfe zurück.
Auch bei der Energieeffizienz von Staubsaugern soll gemogelt werden: Hersteller Dyson wirft dem Konkurrenten Bosch die Manipulation bei Energiespartests vor. Bosch bezeichnet die Vorwürfe als «haltlos» und betont, dass man die EU-Prüfrichtlinien einhalte. Diese erlauben, dass der Stromverbrauch von Staubsaugern mit leerem Beutel getestet wird. Füllt sich der Beutel, steigt aber der Energieverbrauch.
saldo-Leser stellt falsche Angaben fest
Irreführend sind auch die Angaben zum Energieverbrauch bei Stehleuchten. Ein saldo-Leser aus Lufingen ZH kaufte bei der Coop-Tochter Lumimart die LED-Stehleuchte «Monza». Laut Label gehört sie zur zweitsparsamsten Energieeffizienzklasse A+. Diese Einteilung bezieht sich aber nur auf den Verbrauch der Hauptleuchte. Dieser wird mit 28,5 Watt angegeben. Unberücksichtigt bleibt, dass der Dimmer der Leuchte im Standby-Betrieb permanent Strom verbraucht. Gemäss den Messungen des Lesers liegt dieser Verbrauch bei 7 bis 9 Watt. Coop sagt, bei eigenen Messungen liege der Standby-Verbrauch bei 2,6 Watt. Man will aber noch in diesem Jahr das bestehende Modell durch ein verbessertes ersetzen.
Die Beispiele zeigen: Auf die Energieetiketten ist nur bedingt Verlass. Die Hersteller kennen die Prüfkriterien und können ihre Geräte so optimieren, dass sie in den Tests energieeffizient abschneiden. Die Tests führen in der Regel von Herstellern beauftragte Prüfinstitute oder die Hersteller selbst durch.
Ob die von den Herstellern deklarierten Werte und die Einteilung in eine Energieeffizienzklasse korrekt sind, wird nur vereinzelt kontrolliert. So hat die EU in den vergangenen Jahren drei grössere Testprojekte zum Energieverbrauch von Elektrogeräten durchgeführt. Untersucht wurden dabei Kühlgeräte, Waschmaschinen und Fernseher. Ergebnis: Bei den Kühlgeräten war mehr als die Hälfte der Energieetiketten fehlerhaft («K-Tipp» 19/11).
Bundesamt kontrolliert nur wenige Geräte
In der Schweiz hat das Bundesamt für Energie den Auftrag, bei Elektrogeräten Energieeffizienz und -etiketten zu kontrollieren. Überprüft wird aber nur ein Bruchteil der Geräte, die auf dem Markt sind. 2014 waren es gemäss Jahresbericht knapp 500 Produkte. In zwölf Prozent der Fälle haperte es bei der Energieetikette: Sie fehlte, war falsch oder unvollständig. Tatsächlich nachgemessen hat das Bundesamt bei 26 Geräten – vorwiegend solchen mit Verdachtsmomenten. In 11 Fällen waren die Werte nicht korrekt. Laut Sprecherin Angela Brunner wird bei einer Beanstandung meist eine Busse verhängt. Sie liegt zwischen 800 und 10 000 Franken und muss je nach Fall vom Hersteller, Importeur oder Händler beglichen werden.
Das Bundesamt will die beanstandeten Produkte nicht nennen. Es schützt lieber die Mogler als die Konsumenten.