Kamera an, fokussieren, abdrücken und fertig ist das perfekte Bild: So einfach soll gemäss Werbung das Fotografieren mit vollautomatischen Einsteigerkameras sein. Stimmt das? Fachleute verglichen für saldo die Bilder von zwölf günstigen Kameras zu Preisen bis 300 Franken. Hauptkriterien: Wie gut werden Fotos und Videoclips bei normalen und schlechten Lichtverhältnissen? Zum Vergleich testeten die Experten auch Fotos des Smartphones iPhone 6s (siehe unten «So wurde getestet»).
Für Videos ist das iPhone deutlich besser
Fazit: 9 der 12 Günstigkameras machen bei guten Lichtverhältnissen die besseren Fotos als das iPhone. Bei mässigem Licht schneiden die meisten Einsteigerkameras schlechter ab. Die Smartphone-Fotos weisen zwar einen Farbstich auf, werden aber vom Rechner im Handy geglättet und nachgeschärft. Bei der Videoqualität schlägt das Handy die besten Einsteigerkameras deutlich. Positiv: Wer die Kamera vor allem am Tag und bei guten Lichtverhältnissen benützt, wird bei allen Herstellern fündig.
Die «Finepix XP90» von Fujifilm und die «Coolpix B500» von Nikon schneiden mit der Gesamtnote 4,7 am besten ab. Keines der geprüften Geräte erreichte aber die Gesamtnote «gut». Die «Finepix» liefert zwar eine gute Bildqualität bei Tageslicht, dafür ist die Videoqualität nur knapp genügend. Die Bilder der «B500» haben bei Tageslicht einen Blaustich und einzelne überbelichtete Stellen.
Einen Blitz, der im Automatikmodus eine wohldosierte Menge Licht abgibt, hat nur die «Nikon Coolpix A100» – das mit 109 Franken günstigste Gerät im Test. Die meisten Kameras belichten mit dem Blitz in der Vollautomatik zu stark. Fast unbrauchbar sind geblitzte Bilder der «Ixus 180» von Canon.
Nahaufnahmen im Makromodus sind mit sieben Kameras sehr gut machbar. Höchstwerte erhielten «Canon Ixus 180» und «Olympus Stylus TG-870».
Insgesamt ungenügend ist die «Lumix DMC-FT30» von Panasonic. Passable Fotos sind nur bei Tageslicht möglich. Videoqualität, Verwacklungsschutz und Bedienung sind mangelhaft. Panasonic weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass nebst dem geprüften Einsteigermodell auch noch das bessere Modell «FT5» unter 300 Franken erhältlich ist.
Sämtliche Kameras wurden im Automatikmodus geprüft. Tipp: Bei mässigen Lichtverhältnissen kann es sich lohnen, die Motiveinstellungen der Kameras zu benutzen. Bei allen geprüften Geräten findet man in den Menüs sogenannte «Szenen» oder «Motivprogramme». Damit lassen sich Einstellungen an die Aufnahmesituation anpassen.
Die Mängel und Pluspunkte der Einsteigerkameras im Überblick
Die günstigen Einsteigermodelle im saldo-Test unterscheiden sich durch verschiedene Ausstattungsmerkmale.
Besonders robust:
Fujifilm Finepix XP90:
Wasser- und schlagfest, staubdicht, gute Handhabung
Keine einstellbare Belichtungsmessung, deutliche Verzerrungen bei Weitwinkelaufnahmen
Nikon Coolpix W100:
Wasser- und schlagfest, staubdicht
Mühsam zu bedienen, Belichtung und Weissabgleich nicht einstellbar
Olympus Stylus TG-870:
Wasser- und schlagfest, schwenkbarer Monitor, GPS-Positionsempfänger eingebaut, Akku lädt schnell
Schlechte Bildqualität bei wenig Licht
Panasonic Lumix DMC-FT30:
Wasser- und schlagfest, staubdicht
Kein HDMI-Anschluss, schlechte Videoqualität, mühsam zu bedienen
Grosser Zoom-Bereich:
Nikon Coolpix B500:
40-fach Zoom, schwenkbarer Monitor, liegt besonders gut in der Hand, gute Videos
Kein Akku und keine wiederaufladbaren Batterien mitgeliefert
Canon Power Shot SX 620 HS:
25-fach-Zoom, gute Makronahaufnahme, schlechter Blitz
Sony DSC-WX350:
20-fach-Zoom, starker Akku, kaum verzerrte Weitwinkel-Bilder, sehr gute Videoqualität bei viel Licht
Komplizierte Menüführung
Canon Ixus 285 HS:
12-fach-Zoom, gute Nahaufnahmen möglich
Schlechter Blitz
Allrounder für unter 200 Franken:
Nikon Coolpix A100:
Bester Blitz im Test
Kein HDMI-Anschluss, schlechter Bildstabilisator
Canon Ixus 180:
10-fach-Zoom, gute Makronahaufnahme, einfache Menüführung
Kein HDMI Anschluss, schlechter Blitz
Sony DSC W-830:
Gute Bilder bei viel Licht
Kein HDMI-Anschluss, ungenügende Makronahaufnahmen
Sony DSC-WX 220:
Sehr gute Videos bei viel Licht
Komplizierte Menüführung.
So wurde getestet
Im Auftrag von saldo hat das Münchner Fachlabor Müller BBM zwölf Einsteigerkameras getestet. Zum Vergleich der Bildqualität prüften die Fachleute ein iPhone 6s mit.
Bildqualität: Sämtliche Aufnahmen wurden im Automatikmodus gemacht. Sie erfolgten unter standardisierten Bedingungen im Studio. Fotografiert wurde jeweils bei hellem und bei gedimmtem Licht. Zwei Experten beurteilten die Fotos an kalibrierten Monitoren. Sie bewerteten Schärfe, Kontrast, Farbstich und Bildrauschen. Bewegte Objekte mit Testtafeln dienten zur Beurteilung der Bewegungsunschärfe. Bei der Makroaufnahme prüften die Fachleute, wie gross die kleinste scharf darstellbare Fläche war.
Handhabung: Die Experten prüften folgende Punkte: Sind die Einstellungen im Menü selbsterklärend? Sind alle Knöpfe gut zu bedienen oder werden einzelne Bedienelemente durch Finger verdeckt? Liegt die Kamera gut in der Hand? Sind die Monitore auch bei hellem Licht gut ablesbar?
Videoqualität: Die Testszene wurde im Studio bei maximaler Auflösung im Movie-Modus auf einem Stativ mit Schwenk aufgenommen – bei guten und schlechten Lichtverhältnissen.
Verwacklungsschutz: Die Experten montierten die Geräte auf einem Rüttelprüfstand und testeten, wie gut die Bildstabilisatoren der Kameras funktionieren. Dieser Prüfstand kann die Bewegungen eines menschlichen Armes simulieren. Die Bilder wurden hinsichtlich Schärfe und Fokussierung bewertet.