Wer etwas zu verzollen hat, meldet die Waren mündlich beim Grenzübertritt an. Privatpersonen, die über unbewachte Grenzübergänge oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Schweiz einreisen, können Auslandeinkäufe schriftlich anmelden und in eine sogenannte Anmeldebox legen. Die Meldepflicht betrifft Waren über 300 Franken pro Person und Tag sowie zollpflichtige Waren wie Spirituosen oder Zigaretten.
Diese Verfahren seien «administrativ aufwendig und nicht mehr zeitgerecht», sagt die Eidgenössische Zollverwaltung. Deshalb habe man die App Quickzoll entwickelt. Damit könnten Reisende Waren mit dem Smartphone selbständig anmelden.
saldo testete die App nach einem Einkauf in der Grenzstadt Konstanz (D). Zunächst muss man den Netto-Einkaufswert aller Produkte eingeben. Das ist der Warenwert abzüglich der deutschen Mehrwertsteuer. Ärgerlich: Bei einem der Kassenzettel sind nur der Bruttowert und die Mehrwertsteuer ausgewiesen. Den Nettowert muss man selber berechnen. Immerhin übernimmt die App die Umrechnung in Schweizer Franken. Resultat: Für den Netto-Warenwert von umgerechnet Fr. 317.17 sind Mehrwertsteuerabgaben von Fr. 24.40 zu leisten. Zoll fällt nicht an.
Die App kassiert für Bücher zu viel Schweizer Mehrwertsteuer
Hat man per Kreditkarte bezahlt, erscheint auf dem Handy eine Quittung. Bis zum Grenzübertritt hat man zwei Stunden Zeit. Verpasst man die Frist, zahlt man doppelt. Ausser, man kann am Zoll glaubhaft erklären, weshalb man zu spät ist.
Stossend: Die App rechnet nur mit dem Mehrwertsteuersatz von 7,7 Prozent. So entrichtete saldo für die gekauften Bücher zu viel Mehrwertsteuer. Dafür wären nur 2,5 Prozent Steuern geschuldet. Quickzoll führt auch nicht zu weniger Autoschlangen bei den Grenzübergängen. Einkaufstouristen, die für über 300 Franken einkaufen, verzichten wohl kaum auf die Rückerstattung der deutschen Mehrwertsteuer. Dafür müssen sie weiterhin an der Grenze stoppen, um am deutschen Schalter die Ausfuhrscheine abzustempeln. Zugleich können sie die Verzollung am Schweizer Schalter erledigen.
Eine echte Erleichterung würde Einkaufstouristen eine App bringen, die sowohl die Schweizer als auch die deutsche Mehrwertsteuer erfasst. Eine solche App ist aber nicht geplant.
Drei neue Stempelstellen
2016 liessen Schweizer Einkaufstouristen 17,6 Millionen Ausfuhrscheine an deutschen Zollstellen abstempeln. Ähnlich viele dürften es 2017 gewesen sein.
Nun hat das Hauptzollamt Singen (D) reagiert: Zur Entlastung der Grenzübergänge hat es drei vorgelagerte Abfertigungsstellen zum Abstempeln von Ausfuhrscheinen eingerichtet: Beim Gemeindezentrum von Küssaberg, auf dem Parkplatz des «Laufenparks» in Laufenburg und auf dem Parkplatz des Bodenseeforums in Konstanz. Bloss: Die Beamten stempeln nur Ausfuhrscheine bis 275 Euro Brutto-Einkaufswert pro Person und Tag ab. Das entspricht etwa der Schweizer Freigrenze.