Corona ist für einige Leute ein Grund, Lebensmittel im Internet statt im Laden zu kaufen. Doch das hat seinen Preis – jedenfalls für Migros-Kunden. Und zwar nicht nur wegen der Lieferkosten.
saldo hat einen Warenkorb mit gut 50 Produkten zusammengestellt und verglichen – von Lebensmitteln über Getränke bis zu Kosmetika und Papeterieartikeln. In den Migros-Läden kosten alle Produkte total 117 Franken, bei Coop 133 Franken (siehe Tabelle im PDF). Mit anderen Preisen müssen Leute rechnen, welche die gleichen Waren im Internet einkaufen. Die Migros verlangt für die Produkte gut 174 Franken – rund 57 Franken mehr als im Laden. Dazu kommen noch Lieferkosten von Fr. 4.90.
Günstige Migros-Produkte per Internet nur in Riesenmengen
Grund für den grossen Preisunterschied: Im Internet sind viele günstige Produkte nicht erhältlich. So etwa das M-Budget-Mineralwasser. Im Laden kosten sechs 1,5-Liter-Flaschen Fr. 1.45. Wer im Internet einkauft, muss auf die Marke Aquella für Fr. 3.30 ausweichen.
Mineralwasser ist kein Einzelfall. Auch sonst fehlen im Internet viele Produkte aus der Billiglinie M-Budget. Preisbewusste Kunden sind daher gezwungen, auf teurere Chiquita-Bananen auszuweichen, auf Bio-Broccoli oder auf Knorr-Suppen. Die Bananen kosten deshalb im Internet fast das Doppelte, die Broccoli das Anderthalbfache und die Suppe sogar fast das Dreifache – Fr. 1.95 statt 70 Rappen. Die Migros schreibt dazu: «Der Platz in den Lagern von Migros-Online ist beschränkt. Deshalb können wir nicht alle Produkte, die in den Filialen erhältlich sind, aufnehmen.»
Einige M-Budget-Produkte sind zwar im Internet erhältlich, aber nur in Riesenmengen. Wer etwa Vollmilch kaufen möchte, muss gleich 8 Liter aufs Mal bestellen. Beim Mehl beträgt die Mindestmenge 4 Kilo, bei den Hörnli 2 Kilo. Wer Kaffeerahm will, muss einen ganzen Liter bestellen. Für viele Haushalte sind solche Grossmengen und Multipacks unpraktisch. Die Migros widerspricht: «Multipacks sind sehr beliebt bei unserer Kundschaft.»
Allerdings gibt es auch einen anderen Grund für die Monsterpackungen. Die Migros schreibt: «Damit die Liefergebühren tief bleiben, sind wir stets bemüht, unsere logistischen Prozesse zu optimieren. Multipacks ermöglichen uns hierbei einen Effizienzgewinn.» saldo hat solche grossen Packungen beim Preisvergleich nicht berücksichtigt.
Günstige Prix-Garantie-Produkte auch per Internet erhältlich
Coop zeigt, dass es auch anders geht. Dort gibt es fast alle Prix-Garantie-Produkte auch im Internet. Diese sind auch nicht zu unpraktischen Multipacks zusammengeschweisst, sondern einzeln erhältlich. Deshalb kostet der Warenkorb im Internet fast gleich viel wie in einer Filiale: im Laden 133 Franken, im Internet 134 Franken. Dazu kommen noch Liefergebühren von 12 Franken.
Aldi steigt ins Internetgeschäft ein
Neu verkauft auch Aldi Lebensmittel im Internet – versuchsweise und vorerst beschränkt auf den Grossraum Zürich. Die Vorteile von Aldi-now.ch gegenüber Coop und Migros: Die Mindestbestellsumme beträgt 50 Franken, bei der Konkurrenz ist sie doppelt so hoch.
Bis zu einer Bestellsumme von 200 Franken sind die Liefergebühren niedriger als bei Coop und Migros. Wer früh bestellt, bekommt die Ware gleichentags – bei der Migros ist das nicht möglich, bei Coop kostet es 5 Franken. Und der Lieferzeitpunkt ist auf eine Stunde genau festgelegt. Bei Coop sind es bis zu drei Stunden, bei der Migros bis zu neuneinhalb Stunden.
Aldi-now.ch hat auch Schwächen: Die Suchmaschine arbeitet unzuverlässig. Suchbegriffe wie «Lauch» oder «Mehl» führen zu keinen Treffern, obwohl beides im Sortiment ist. Zudem sind wie bei Coop und Migros viele günstige Produkte nicht verfügbar.
Aldi sagt: 75 Prozent des Ladenangebots seien im Internet erhältlich – Tendenz steigend. An der Suchmaschine würden «kontinuierlich Optimierungen durchgeführt». Falls Aldi-now.ch gut ankomme, sei eine Ausdehnung auf die ganze Schweiz denkbar.