Ohne die neue Lunge würde ich nicht mehr leben», sagt die 32-jährige Martina Knaus aus der Ostschweiz. Sie bekam das Spenderorgan vor 14 Jahren. Der 68-jährige Beat Gottschalk aus Kreuzlingen TG sagt: «Ich lebe seit 30 Jahren gut mit der Spenderniere.» Die 34-jährige Sabrina Keller bekam vor sechseinhalb Jahren eine neue Lunge. Sie sagt: «Die Spenderlunge hat mir das Leben gerettet.»
Jeder zehnte Patient mit neuem Herz überlebt längstens ein Jahr
Nicht alle Patienten haben so viel Glück: Laut der Stiftung Swisstransplant stirbt durchschnittlich jeder Hundertste während der OP, der ein Herz, eine Lunge oder eine Leber bekommt. Zudem überlebt jeder fünfundzwanzigste Lungenpatient und jeder zehnte Herz- und Lebertransplantierte das folgende Jahr nicht.
Organtransplantationen gehören zu den teuersten chirurgischen Eingriffen. Laut saldo-Berechnungen kosteten die 628 Transplantationen im vergangenen Jahr die Prämienzahler zwischen 60 und rund 100 Millionen Franken.
Einige Beispiele: Für jede Nierenverpflanzung zahlten die Krankenkassen durchschnittlich 60 000 bis 80 000 Franken. Für Eingriffe an Herz, Lunge und Leber waren es durchschnittlich sogar 150 000 bis 250 000 Franken. Das zeigen Zahlen der Krankenkasse Helsana und des Verbands für Gemeinschaftsaufgaben der Krankenversicherer. Er kümmert sich um die Kostengutsprache bei Transplantationen für Versicherte.
Nierentransplantation kostet in Deutschland nur die Hälfte
Die Transplantation einer Niere in deutschen Spitälern kostet laut der Deutschen Transplantationsgesellschaft durchschnittlich rund 30 000 Franken – im Vergleich zur Schweiz weniger als die Hälfte (siehe Grafik im PDF). Bei Leber und Lungen sind die Preisdifferenzen im Durchschnitt noch grösser, bei Herzverpflanzungen liegen sie etwa bei der Hälfte.
Jürg Steiger, Chefarzt Transplantationsimmunologie am Unispital Basel, erklärt die Differenz damit, dass «Spitäler in der Schweiz mehr für Löhne, Material und Medikamente zahlen müssen als deutsche Kliniken». Das Inselspital Bern bezeichnet die Tarife für Leber- und Nierentransplantationen als nur «knapp kostendeckend». Das Unispital Zürich hält seine Grundtarife generell für zu niedrig. Nur das Kantonsspital St. Gallen sagt, dass das Transplantationszentrum Niereneingriffe «in der Regel kostendeckend» durchführe.
Der Bund bemüht sich, die Kosten für Transplantationen in Grenzen zu halten. Landesweit dürfen neben den Transplantationszentren in Bern, Basel, St. Gallen und Zürich nur noch das Lausanner CHUV und das Unispital Genf Behandlungen durchführen. Swisstransplant bestimmt aufgrund gesetzlicher Vorgaben landesweit, welcher Patient ein Organ bekommt. Spitäler haben darauf keinen Einfluss.
Transplantationen können auch die Krankheitskosten senken – etwa bei einer Niere. Denn schwer Nierenkranke müssen mehrmals die Woche zur Blutwäsche.
Laut einer Studie von Helsana und dem Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie kostet das im Dialysezentrum durchschnittlich rund 103 000 Franken und zu Hause etwa 85 000 Franken pro Jahr. Jeder Dialysepatient verursacht in 18 Jahren allein durch die Blutreinigung Kosten von durchschnittlich rund 1,7 Millionen Franken. So lange funktioniert laut Swisstransplant eine Spenderniere im Durchschnitt. Eine Nierentransplantation plus Nachbehandlung kostet im gleichen Zeitraum durchschnittlich 394 000 bis 610 000 Franken – also über eine Million Franken weniger.
Zu den einmaligen Operationskosten kommen jährliche Medikamentenausgaben pro Patient von 13 000 bis 15 000 Franken. Grund: Fast jeder Transplantierte muss regelmässig sogenannte Immunsuppressiva nehmen, um die Abstossung des fremden Organs durch seinen Körper zu verhindern. Wie viel, hängt vom Einzelfall ab. Hinzu kommen die jährlichen Kosten für Nachuntersuchungen von 5000 bis 15 000 Franken.
Laut Swisstransplant lohnen sich auch Leber- und Herzeingriffe unter dem Strich für die Prämienzahler. Schwerkranke Leberpatienten verursachten in der Regel durch häufige Klinikaufenthalte hohe Kosten und brauchen nach der Transplantation nur wenig Medikamente. Lungentransplantationen seien hingegen oft «kostenneutral bis defizitär». Grund: Die Operation ist eher teuer. Wer eine neue Lunge hat, braucht zudem viele Immunsuppressiva.
Anzahl Transplantationen steigt an
Die Zahl der transplantierten Organe ist seit dem Jahr 2007 gestiegen. Spitäler verpflanzten laut dem Bundesamt für Gesundheit im vergangenen Jahr 628 Organe, 2007 waren es 436 Organe gewesen. Laut dem Bundesamt braucht es aber mehr Spenderorgane. Im vergangenen Jahr warteten 770 Patienten vergeblich auf fremde Organe.