Ein Urteil mit Nebenwirkungen
Wer bei einer Schweizer Versandapotheke rezeptfreie Medikamente kaufen will, muss zuerst zum Arzt. So will es das Bundesgericht. Die Alternative: Medikamente im Ausland kaufen.
Inhalt
saldo 16/2015
14.10.2015
Ruth Blum
Die Versandapotheke Zur Rose hat in der Schweiz den Versand rezeptfreier Medikamente eingestellt. Somit können 690 Medikamente nicht mehr per Internet gekauft werden.
Darunter sind bekannte Allzweckmittel wie Aspirin oder Panadol, Neocitran oder Vicks Medinait. Per Versandapotheke waren solche Produkte 10 bis 20 Prozent günstiger zu haben als in der Ladenapotheke, so Lisa Lüthi von der Zur Rose Group AG.
«Unsinnig und für die P...
Die Versandapotheke Zur Rose hat in der Schweiz den Versand rezeptfreier Medikamente eingestellt. Somit können 690 Medikamente nicht mehr per Internet gekauft werden.
Darunter sind bekannte Allzweckmittel wie Aspirin oder Panadol, Neocitran oder Vicks Medinait. Per Versandapotheke waren solche Produkte 10 bis 20 Prozent günstiger zu haben als in der Ladenapotheke, so Lisa Lüthi von der Zur Rose Group AG.
«Unsinnig und für die Patienten kostspielig»
Grund für den Vertriebsstopp der Apotheke Zur Rose ist ein Urteil des Bundesgerichts. Geklagt haben der Apothekerverband und Swissmedic. Vier der fünf urteilenden Richter waren der Ansicht, das Heilmittelgesetz verlange eine vorherige Konsultation eines Arztes, wenn man über eine Versandapotheke ein nicht rezeptpflichtiges Medikament bezieht. Für die Schweizer Versandapotheke Zur Rose ist dies unsinnig und für die Patienten zu kostspielig. Deshalb stellte sie den Verkauf dieser Arzneimittel nach dem Urteil ein. Weiterhin zu beziehen sind rezeptpflichtige Medikamente, wie auch Kosmetika und Gesundheitsprodukte.
Das Urteil des Bundesgerichts zeigt Nebenwirkungen. Denn das Schweizer Heilmittelgesetz gilt nur bis zur Grenze. Es betrifft keine im Ausland zugelassenen Versandapotheken. Schweizer Konsumenten können sich also dort ihre rezeptfreien Medikamente weiterhin ohne ärztliche Verschreibung beschaffen. Beispielsweise bei folgenden Versandapotheken:
Die Preise sind dort nicht selten viel tiefer als in der Apotheke um die Ecke. Rezeptfreie Arzneimittel wie Voltaren-Gel, Bepanthen-Salbe und Fenistil-Gel sind im Ausland bis zur Hälfte günstiger – Versandkosten inklusive. Das ergab eine saldo-Stichprobe (Ausgabe 10/12).
Auf diese Punkte muss man beim Kauf achten
- Um zollfrei einzuführen, sollte der Warenkorb wegen unterschiedlicher Steuern zwischen 62 und maximal 200 Franken wert sein. Gemäss Kathrin Grimm von der Zur-Rose-Versandapotheke im deutschen Halle werden die Kunden bei höheren Beträgen darauf aufmerksam gemacht.
- Aufgepasst: Nicht alle Arzneimittel sind in Deutschland günstiger. Das Durchfallmittel Imodium ist mancherorts teurer als in der Schweiz. Oder: Die antibakterielle Creme Flammazine ist in Deutschland rezeptpflichtig und hat einen festgeschriebenen Preis.
Online bestellen, im Laden abholen
Die Hirsch-Apotheke im deutschen Konstanz am Bodensee bietet der Kundschaft aus der Schweiz an, dass diese die per Internet bestellten Medikamente in ihrer Apotheke abholen kann. Wer das macht, kann Ware bis zu einem Wert von 300 Franken steuerfrei in die Schweiz einführen und sich die deutsche Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf dem Einkauf beim nächsten Besuch in Konstanz zurückerstatten lassen.