Die Zuger Golfspielerin Fabienne In-Albon erinnert sich: «Mein Golfschwung war sicher nicht sehr rückenschonend. Ich hatte oft starke Rückenschmerzen.» Mit mentalem Training blendete die Spitzenspielerin die Schmerzen auf dem Platz aber aus.
Vor drei Jahren nahm die 32-Jährige an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro teil. Damals hatte sie schon drei Bandscheibenvorfälle hinter sich. Jeder war ein Schock: «Die Rehabilitation dauerte mehrere Monate.»
Der Leidensweg von Fabienne In-Albon ist kein Einzelfall. Eine Übersichtsstudie im US-amerikanischen «Journal of Neurosurgery» vom Februar zeigt auf: Mehr als die Hälfte der professionellen Golfer und mindestens jeder dritte Freizeitspieler haben Rückenprobleme – bis hin zu Bandscheibenvorfällen.
Die schnelle Drehbewegung belastet die Lendenwirbel
Neuartige Schläger und eine neue Schlagtechnik lassen für Hobbyspieler Abschläge von bis zu 200 Metern zu. Der Golfspieler dreht dabei beim Ausholen die Schultern weiter ab als die Hüfte. Die Lendenwirbelsäule verdreht sich wie ein nasser Lappen beim Auswringen und lädt sich mit Energie auf. Schlägt der Golfer den Ball, dreht er sich fast explosionsartig in die andere Richtung. Wissenschafter berechneten: Bei der schnellen Drehbewegung wirkt das achtfache Körpergewicht auf die Lendenwirbel.
Kommt dazu: Gerade im Hobbysport sind die Spieler körperlich oft zu wenig trainiert. Schwache Muskeln und eine reduzierte Beweglichkeit erhöhen das Verletzungsrisiko. Gefährdet sind vor allem ältere Spieler. Und sie machen den Grossteil der Golfer aus. Von den rund 90 000 Mitgliedern bei Swiss Golf sind zwei Drittel über 50 Jahre alt. Viele beginnen erst im fortgeschrittenen Alter mit dem Sport.
Übungen stärken die Rumpfmuskeln
Kerstin Warnke ist leitende Ärztin für Sportmedizin am Kantonsspital Luzern und Verbandsärztin von Swiss Golf. Sie empfiehlt Golfspielern, die Muskulatur und Stabilität des Rumpfes zu stärken. Für die saldo-Leser hat sie Übungen zusammengestellt, die sich für verschiedene Ballsportarten eignen (siehe Merkblatt).
Warnke rät, immer wieder mal eine Golflektion zu nehmen. Der Golflehrer erkennt Fehler und vermittelt eine Schwungtechnik, die den körperlichen Voraussetzungen entspricht.
Pieter Keulen ist Physiotherapeut in Emmenbrücke LU. Er betreut häufig Golfspieler mit Rückenproblemen und sagt: «Viele gehen aus dem Büro direkt auf den Abschlagplatz, ohne sich aufzuwärmen.» Mehrere kleine Studien wiesen in den vergangenen Jahren darauf hin, dass Aufwärmen vor dem Spiel nicht nur das Verletzungsrisiko senkt, sondern auch die Treffsicherheit erhöht.
Der Zürcher Golfer und Fitnesscoach Fritz Bebie kennt dazu eine einfache Übung: «Ich lege den Golfschläger quer über beide Schultern, halte ihn mit den Händen fest und drehe mit leicht gegrätschten Beinen den Oberkörper mit geradem Rücken von links nach rechts.»
Auch Fabienne In-Albon trägt ihrem Körper heute mehr Sorge. Um sich vor weiteren Verletzungen zu schützen, stärkte sie die Rumpfmuskulatur, veränderte ihren Schwung und legt jetzt mehr Wert auf das Aufwärmen vor dem Golfen. Heute steht sie wieder regelmässig auf dem Golfplatz.
Gratis-Merkblatt: «Fit für alle Ballsportarten»
Zum Herunterladen auf www.gesundheitstipp.ch oder zu bestellen gegen ein frankiertes und adressiertes C5-Antwortcouvert bei: Gesundheitstipp, Merkblatt «Ballsport», Postfach 277, 8024 Zürich