Heute konkurrenzieren sich 61 Krankenkassen. Die SP-Volksinitiative «für eine öffentliche Krankenkasse» fordert, dass die obligatorische Krankenversicherung nicht mehr von vielen privaten Kassen durchgeführt wird, sondern durch eine Einheitskasse des Bundes.
Wenn aus 61 Verwaltungen eine einzige wird, ist für jeden Ökonomen klar, dass sich viel Geld sparen lässt. Eine Geschäftsleitung statt 61, ein einziges EDV-System, eine zentrale Kontrolle aller Rechnungen von Spitälern und Ärzten – der Nutzen ist offensichtlich.
Deshalb wohl setzt die Gegenpropaganda bei den Kosten an: Die Krankenversicherung Sanitas bezeichnet in ihrem Kundenmagazin den drohenden Wechsel als «Teure Übung». Beleg ist eine Studie des Winterthurer Instituts für Gesundheitsökonomie. Darin wird behauptet, der Wechsel zu einer Einheitskasse käme auf rund 2 Milliarden Franken zu stehen. Das sei mehr, als in 20 Jahren an Werbekosten und Provisionen eingespart werden könnte.
«Ein riesiges Vorhaben, aber nicht unmöglich»
saldo hat sich die Berechnung angeschaut. Ihr zufolge dauert die Umstellung mindestens elf Jahre. In dieser Zeit wäre ein Parallelbetrieb der heutigen Krankenversicherer und der Einheitskasse nötig. Grund: Die Überführung der Stammdaten der Versicherten wie Namen, Adresse, Geburtsdatum und Versicherungsmodell in eine Einheitskasse sei zu komplex. Alle Daten müssten neu erfasst werden.
Tatsächlich? Wohl kaum. Von 2005 bis 2008 stemmte der Bund ebenfalls ein sehr grosses Datenprojekt – die Einführung der 13-stelligen AHV-Nummern. Nicht nur den aktiven Versicherten der 100 AHV-Ausgleichskassen wurden neue Nummern zugeteilt, sondern auch den Nichterwerbstätigen und Verstorbenen. Heute ist die ganze Bevölkerung erfasst. Das sind gegen 16 Millionen Einträge. «Jede Person ist exakt identifiziert mit Nummer und weiteren Stammdaten», sagt Projektkoordinator Hansheiri Häfliger.
Und wie beurteilt Häfliger einen Zusammenzug der Daten? Das sei zwar ein «Riesenvorhaben», aber sicher nicht unmöglich. Schon heute verfügt jede Kasse über die AHV-Nummer ihrer Versicherten. Das wäre ein taugliches Mittel zur Vereinheitlichung der Daten.
Noch deutlicher wird ein Informatiker bei der Swisscom, der sich schon seit Jahrzehnten mit Datenbanken beschäftigt. Die Zusammenführung der Stammdaten aus den 61 Kassen sei eine einfache Übung. Die 2 Milliarden Franken, die der Wechsel kosten soll, erscheinen als reine Propaganda.