Beat Gisler, saldo-Leser aus Luzern (Name geändert), investierte im Jahr 2000 300 000 Franken überwiegend in Aktien, die in Dollar gehandelt wurden. 19 Jahre später hat er noch 212 000 Franken im Depot. Das ist über die ganze Anlagedauer ein Minus von 29 Prozent.
Ein Teil des Verlusts ist auf den Kurszerfall des Dollars gegenüber dem Schweizer Franken zurückzuführen. Doch der Leser fällte auch diverse Fehlentscheide.
Am 31. Januar 2000 investierte er 300 000 Franken – umgerechnet 182 000 Dollar – in einen Anlagefonds mit amerikanischen Technologieunternehmen (Nasdaq Composite Index). Anfang 2001 platzte die sogenannte Internetblase – es folgte ein weltweiter Börsencrash. Vor allem Tech-Aktien verloren an Wert. Plötzlich war Gislers Depot nur noch rund 97 000 Dollar wert.
In dieser Situation beschloss Gisler, eine weniger riskante Strategie zu fahren. Er steckte Anfang Mai 2001 die verbliebenen 97 000 Dollar in einen weltweiten Aktienfonds, der in den breit gestreuten MSCI World Index investiert. Dieser Index tauchte zwar bis Anfang 2003 ebenfalls ab, stieg aber dann wieder kontinuierlich an. Bis Ende 2006 resultierte ein Plus von rund 27 Prozent. Das Depot war nun wieder knapp 123 000 Dollar wert.
Nach diesem vierjährigen Kursanstieg wurde Gisler wieder vorsichtiger. Ende 2006 verkaufte er die Hälfte der Fondsanteile und legte den Dollarerlös als Bargeld beiseite. Ab Mitte 2007 brach der MSCI World stark ein. Insofern war die Entscheidung klug. Doch als die Börsen Anfang 2009 wieder anzogen, behielt Gisler den Bargeldanteil. Der MSCI World stieg danach an. Ende Januar 2014 hatte er um 27 Prozent zugelegt. Der Leser hatte jetzt aber nur die Hälfte des Kapitals investiert. Deshalb erzielte er lediglich einen Gewinn von rund 16 500 Dollar und nicht das Doppelte. Sein Portfolio war nun knapp 140 000 Dollar wert – inklusive des Bargeldanteils.
Nun wurde Gisler wieder mutiger. Ende Januar 2014 schob er die Hälfte seiner Bargeldreserve zurück in den MSCI-World-Fonds. Bis Ende Januar 2019 legte der Index markant zu. Der Wert der Fondsanteile erhöhte sich um etwa 73 000 Dollar. Inklusive des Bargeldanteils betrug sein Kapital nun knapp 213 000 Dollar. Damit war das Depot – in Dollar gerechnet – wieder um 17 Prozent im Plus. In der Heimwährung Franken hingegen resultierte wegen der Währungsschwankungen ein Minus von 29 Prozent.
Wäre der saldo-Leser bei den Tech-Aktien geblieben, hätte sich der Wert seines Depots im gleichen Zeitraum auf insgesamt 331 000 Dollar nahezu verdoppelt – trotz der hohen Anfangsverluste. Denn der entsprechende Index, der Nasdaq Composite, legte von Ende Januar 2000 bis Ende Januar 2019 – trotz zweier grosser Kurseinbrüche – um etwa 55 Prozent zu (siehe Grafik im PDF). In Schweizer Franken wäre er bei rund 311 000 Franken gelandet und hätte damit einen kleinen Gewinn gemacht.
Gisler hat ab Mai 2001 nur zum Teil im gewählten MSCI-World-Fonds investiert. Mit dieser reduzierten Aktienquote verpasste er einen Teil des Aufschwungs und damit der möglichen Kursgewinne. Hätte er zwischen 2001 und 2019 sein ganzes Geld in diesen Fonds investiert, wären aus seinen damaligen 97 000 Dollar immerhin 252 200 Dollar oder 250 800 Franken geworden. Er hätte den Verlust also begrenzen können.
Der Fall zeigt zudem, dass bei Fremdwährungen Vorsicht angesagt ist: Der starke Franken kann Schweizer Anlegern zum Verhängnis werden, wenn sie in Fremdwährungen investieren. Hätte Gisler im Jahr 2000 einen Indexfonds mit Schweizer Aktien (SPI) gekauft, hätte er einen weit höheren Gewinn erzielt: Seine Wertschriften wären heute knapp 670 000 Franken wert.
Tipps für Aktiensparer
Machen Sie einen langfristigen Investitionsplan und bleiben Sie diesem treu – auch in schwierigen Zeiten. Denn es lohnt sich in der Regel, den einmal gewählten Aktienanteil beizubehalten, Kurseinbrüche werden oft wieder aufgeholt.
Platzieren Sie Aktienanlagen breit diversifiziert in mehrere Branchen und Länder. Bevorzugen Sie günstige Indexfonds.
Investieren Sie gestaffelt, also nicht die ganze Anlagesumme auf einmal.
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