Einen «Rundumschutz» für Elektronikgeräte verspricht die Vollkaskoversicherung von Media-Markt. Darauf vertraute saldo-Leser Albert E. aus Rüfenacht BE. 2014 kaufte er bei Media-Markt ein Tablet für 548 Franken. Zugleich schloss er für 139 Franken die Vollkasko-versicherung bei Media-Markt ab. Sie umfasst eine Garantieverlängerung und deckt die Risiken Diebstahl und Beschädigung des Gerätes ab.
Im letzten November war Albert E. in Buenos Aires. In einem Restaurant wurde ihm das Tablet gestohlen. Er meldete den Diebstahl der Polizei. Allianz Suisse, Versicherungspartnerin von Media-Markt, weigerte sich, den Schaden zu übernehmen. Begründung: Der Versicherungsschutz greife nicht, wenn der versicherte Gegenstand «kurzfristig unbeaufsichtigt abgelegt» werde.
Ein Blick in die Versicherungsbedingungen zeigt: Die Allianz zahlt praktisch nur, wenn der Computer dem Besitzer aus den Händen gerissen oder aus den Innentaschen der Kleider gestohlen worden wäre. Dazu kommt ein Selbstbehalt von 20 Prozent des Kaufpreises. Auch sonst entspricht die Vollkaskoversicherung keinem Rundumschutz. Lohnt sich die Reparatur eines Gerätes nicht mehr, erstattet die Allianz lediglich den Restwert. Ab drei Jahren sind das noch 40 Prozent des Kaufpreises.
Die Allianz-Versicherung für Computer ist ein typisches Beispiel einer überflüssigen Versicherung: Die Deckung ist klein, die Prämie hoch. Und das Diebstahlrisiko haben die meisten Computerbesitzer durch die Hausratversicherung bereits abgedeckt.
Stefan Thurnherr, Versicherungsspezialist des VZ Vermögenszentrums rät: «Versichern Sie nur existenzbedrohende Risiken.» Anders gesagt: «Kann man den möglichen Schaden eines bestimmten Risikos problemlos selbst bezahlen, lohnt sich die Versicherung nicht.»
Gemäss einer Studie von Swiss Re betragen die Versicherungsprämien pro Kopf in der Schweiz über 7400 Franken pro Jahr – das ist Weltrekord. Die Versicherer machen sich dies zunutze und lancieren immer wieder neue Versicherungen. Diese sind meist unnötig. Sie steigern in erster Linie die Gewinne der Versicherer. Weitere Beispiele:
Insassenunfallversicherung
Die Prämie für eine Autoinsassenunfallversicherung beträgt bis zu 150 Franken pro Jahr. Dieses Geld können sich Autofahrer sparen. Denn: Angestellte sind über den Arbeitgeber gegen die Folgen eines Autounfalls versichert, alle anderen über die Krankenkasse. In jedem Fall abgedeckt sind die Heilungskosten (Arzt und Spital). Wer sich darüber hinaus gegen Unfalltod und Invalidität absichern will, macht dies besser über eine Risikoversicherung als über die auf Autounfälle beschränkte Insassenversicherung.
Kontoschutzbrief
Der Kontoschutzbrief der Allianz Suisse soll Schäden abdecken, die durch kriminelle Angriffe auf Debit- und Kreditkarten sowie das Internetbanking entstehen. Allerdings: Wer die Sorgfaltspflichten beachtet, erhält in der Regel den finanziellen Schaden von seiner Bank oder Kreditkartenfirma zurückerstattet. Die Finanzinstitute verweigern die Schadenübernahme nur, wenn der Kunde ihrer Meinung nach grobfahrlässig gehandelt hat. Solche Fälle schliesst auch der Kontoschutzbrief aus. Die 41 Franken Jahresprämie kann man sich also schenken.
Ticketversicherung
Bei Ticketcorner und Starticket lässt sich für 3 Franken pro Billett eine Ticketversicherung abschliessen. Kann ein Ticketinhaber eine Veranstaltung aufgrund von Krankheit, Unfall oder einer Panne nicht besuchen, erstatten die Versicherer den Ticketpreis zurück. Die Versicherungsprämie ist tief. Im Schadenfall ist es aber relativ aufwendig, an sein Geld zu kommen. Der Betroffene muss Dokumente wie Arztzeugnis, Polizeirapport oder Atteste einreichen. Einfacher ist es, sein Ticket weiterzuverkaufen.
Cybermobbingversicherung
Insbesondere junge Leute sind im Internet von Beleidigungen, Verleumdungen oder Blossstellungen betroffen. Für 149 Franken pro Jahr hilft die Cybermobbing-Versicherung der Zurich bei der Löschung negativer Interneteinträge. Zudem leistet die Versicherung juristische Unterstützung bei einer allfälligen Strafanzeige oder Schadenersatzansprüchen. Allerdings zahlt die Zurich nichts, sobald man auf eine Beleidigung reagiert hat. Und auch Attacken von Leuten, von denen man in den letzten zwei Jahren bereits provoziert wurde, sind ausgeschlossen.
Schutzbrief öffentlicher Verkehr
Für 27 Franken pro Jahr bieten die SBB den Schutzbrief öffentlicher Verkehr an. Versicherungspartner ist die Elvia. Abgedeckt sind die Risiken Gepäckdiebstahl, Hotelübernachtungen bei Zugverspätungen sowie Missbrauch von Debit- und Kreditkarten.
Auch diese Versicherung ist unnötig. Denn: Das Risiko Gepäckdiebstahl deckt in der Regel schon die Hausratversicherung. Können Zugpassagiere ihren Zielort nicht wie vorgesehen am Reisetag erreichen, müssen die SBB ohnehin die Kosten für Hotel und Taxi erstatten. Und für den Fall eines Kartenmissbrauchs kommt in der Regel das jeweilige Finanzinstitut auf.
Folgende freiwillige Versicherungen sind empfehlenswert: die Privathaftpflichtversicherung, die Hausratversicherung, bei Neuwagen die Vollkaskoversicherung sowie die Risikoversicherung bei Erwerbsausfall.