Angestellte bezahlen jeden Monat automatisch einen Teil ihres Lohns in die Pensionskasse ihres Arbeitgebers ein. Wer den Job verliert und nach sechs Monaten noch keine neue Stelle gefunden hat oder für eine gewisse Zeit nicht mehr erwerbstätig ist, muss das angesparte Pensionskassengeld auf ein Freizügigkeitskonto zügeln. Das Geld bleibt dort bis zum Antritt einer neuen Stelle oder längstens bis zum Pensionsalter liegen.
Vorzeitig beziehbar ist es nur bei Aufnahme einer selbständigen Erwerbstätigkeit, zur Mitfinanzierung von selbstbewohntem Wohneigentum oder wegen definitiver Ausreise ins Ausland. In der Schweiz haben gemäss den neusten Zahlen des Vereins Vorsorge Schweiz über zwei Millionen Personen ein Freizügigkeitskonto. Total lagen im Jahr 2022 auf Freizügigkeitskonten 57 Milliarden Franken. Das durchschnittliche Vermögen eines Kunden betrug 25'797 Franken.
Postfinance erhob als erste Bank Gebühren
Nur eine Minderheit legt das Freizügigkeitsgeld in einem Aktiendepot an. Aus gutem Grund: Wer eine neue Stelle antritt, muss das Geld in die neue Pensionskasse einbringen. Wenn die Börse zu diesem Zeitpunkt schlecht läuft, führt das zu erheblichen Verlusten auf dem Freizügigkeitsdepot. Darum sind über 45,6 der 57 Milliarden Franken auf Zinskonten hinterlegt. Für die Inhaber der Konten ist es wichtig, wie hoch die Erträge und die Kosten sind. Davon hängt ab, wie rasch das Kapital wächst.
Im Jahr 2019 ging die Staatsbank Postfinance mit schlechtem Beispiel voran und erhob als erste Bank für Freizügigkeitskonten Gebühren. Vorher war das für die Banken tabu, da sie weniger Zins vergüteten als die Pensionskassen. Andere Banken zogen nach. Inzwischen verlangen die UBS, die Credit Suisse und fast alle Kantonalbanken ebenfalls Gebühren, und zwar 36 Franken im Jahr.
Ein Wechsel zu einer anderen Bank ist jederzeit möglich
Die Zinsen auf Freizügigkeitskonten waren lange mickrig. Im November 2020 gab es höchstens noch 0,25 Prozent. Seit die Nationalbank im vergangenen Jahr den Leitzins erhöhte, werden Freizügigkeitskonten wieder etwas besser verzinst, wie eine Erhebung von saldo bei über 40 Banken zeigt.
Spitzenreiter mit 1,75 Prozent ist zurzeit die Clientis Bank Oberuzwil. Über ein Prozent Zins bieten sonst nur die Clientis Bank im Toggenburg (1,7 Prozent), die Glarner Kantonalbank auf dem Onlinekonto Free Me (1,05) die Freizügigkeitsstiftung Lealta und die Sparkasse Schwyz (1,0).
Knausrig sind die Bank Avera, die Kantonalbanken Uri, Obwalden (0,3) und die Luzerner Kantonalbank (0,25). Gut zu wissen: Ein Freizügigkeitskonto kann man jederzeit zu einer anderen Bank mit besseren Konditionen zügeln. Für die Saldierung verlangen einige wenige Banken allerdings eine Gebühr – meist nur, wenn man sich schon nach sechs Monaten oder einem Jahr wieder verabschiedet. Gewisse Kantonalbanken (BS, BE, FR, LU, VS) verlangen stets zwischen 20 und 75 Franken Saldierungsgebühr.
Ein Wechsel lohnt sich aber schnell. Würde man ein Freizügigkeitsguthaben von 30 000 Franken ein Jahr bei der Bank Avera parkieren, gäbe es magere 90 Franken. Bei der Clientis Bank Oberuzwil erhielte man für den gleichen Betrag im gleichen Zeitraum immerhin 525 Franken.