Diese Situation kennen viele: Man ist auf einer Wanderung und sieht eine Pflanze, die man nicht kennt und gerne identifizieren würde. Oder man hört ein Lied im Radio, dessen Titel man unbedingt wissen möchte. Mittlerweile helfen spezielle Apps auf dem Handy bei der Bestimmung – auch von Vögeln oder Sternen. Das funktioniert, indem man zum Beispiel mit der Handykamera ein Foto oder mit dem Mikrofon eine Aufnahme macht.
saldo testete die verbreitetsten Programme und stellt die besten jeder Kategorie vor. Alle Apps sind kostenlos und für iPhone und Android zu haben.
Lieder erkennen: «Soundhound»
Wer ein Musikstück identifizieren will, verwendet häufig die App «Shazam». Im Praxistest war aber «Soundhound» etwas erfolgreicher: Einfach auf das App-Symbol drücken und das Smartphone in Richtung der Musikquelle halten. Je lauter die Musik und je leiser die Umgebungsgeräusche, desto zuverlässiger fand die App das Lied und benannte es.
Bei Popsongs und bekannten Jazzstücken lag die App meist richtig. «Shazam» blendete zusätzliche Infos wie Videoclips ein. Bei «Soundhound» war meist der ganze Songtext dabei.
Bei Klassik war die Fehlerquote etwas höher als bei Pop und Jazz. Stücke von bekannten Komponisten wie Bach, Chopin und Rachmaninow wurden aber identifiziert. Falsch lag «Soundhound» oft bei Informationen wie dem Namen des Pianisten und des Orchesters.
Vogelzwitschern zuordnen: «Merlin Bird»
Vögel lassen sich anhand ihres Zwitscherns bestimmen. Eine praktische App ist «Merlin Bird», die auch von Ornithologen geschätzt wird. Zum Starten der Aufnahme auf «Sound ID» drücken. Hat die App den Vogel identifiziert, zeigt sie umgehend das Resultat an.
Vor dem Gebrauch muss man eine Tondatenbank mit Vogelstimmen aufs Handy laden. So lassen sich auch in abgelegenen Gegenden ohne Internetempfang Vögel identifizieren.
Es gibt Datenbanken für die verschiedenen Regionen der Welt. Standardmässig zeigt die App die Vogelnamen auf Englisch an. Das lässt sich aber in den Einstellungen auf Deutsch ändern.
Pflanzen bestimmen: «Flora Incognita»
Wer unterwegs eine Blume bestimmen oder einen Baum im Wald identifizieren will, kann sie fotografieren. Apps erkennen die Gattung und liefern weitere Informationen.
Sehr praktisch ist «Flora Incognita». Im Gegensatz zu vielen anderen Apps dieser Art ist sie kostenlos, werbefrei und sehr einfach zu bedienen. In der App auf das Blumensymbol unter «Pflanze erkennen» drücken und ein Foto machen. Als Hilfe gibt man an, ob auf dem Foto die Blüte, die Blattoberseite oder die gesamte Pflanze zu sehen ist.
Zudem lässt sich einstellen, dass die App den Standort berücksichtigt. Damit wird die Zuordnung noch genauer. War die App erfolgreich, zeigt sie den Namen samt Fotos und weiteren Informationen an, darunter auch eine Weltkarte mit der Verbreitung der Pflanze.
Sterne benennen: «Star Walk»
Eine praktische App für Astronomie-Interessierte: Man muss nur das Handy zum Himmel halten – und «Star Walk» zeigt den aktuellen Sternenhimmel an, samt Sternzeichen und wichtigen Himmelskörpern wie Planeten und Sternen.
Wer auf eines der Objekte tippt, erhält weitere Infos wie Beschreibungen, Zahlen oder Daten, wann das Objekt wieder zu sehen ist. Benutzer können auch nach bestimmten Objekten suchen. Einfach den Namen eingeben, danach lotst die App mit Pfeilen zur korrekten Position am Himmel.
Nach Objekten einkaufen: «Google Lens»
Mit «Google Lens» lassen sich Objekte identifizieren. Sieht man auf Besuch bei Freunden zum Beispiel eine schöne Vase, kann man sie mit der «Google Lens»-App fotografieren. Die App zeigt an, wie die Vase heisst und wo man sie zu welchem Preis kaufen kann. Das funktionierte im Test recht zuverlässig.
Eine hohe Trefferquote hat die App, wenn das Produkt spezielle Eigenschaften hat – zum Beispiel eine aussergewöhnliche Form oder ein Logo. Bei einem normalen, schwarzen Kugelschreiber, wie ihn jede Papeterie anbietet, erkannte die App die korrekte Marke nicht.
Mit «Google Lens» lassen sich mit der Kamera auch Pflanzen und Tiere bestimmen. Im Test schnitt die Google-App aber nicht so gut ab wie «Flora Incognita»: Sie verwechselte etwa einen Olivenbaum mit einer Feige.
Ein weiterer Nachteil: Ist das Ergebnis nicht eindeutig, zeigt Google unkommentiert Bilder von verschiedenen Pflanzensorten. Spezial-Apps wie «Flora Incognita» geben immerhin an, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Ergebnis stimmt. Auch bei Tierarten legte sich die Google-App oft nicht fest.
Bei Android heisst die App «Google Lens», auf dem iPhone ist die Funktion in die «Google»-App integriert. Einfach auf das Kamerasymbol drücken und fotografieren.
So schützt man sich vor Datenschnüffelei
Die vorgestellten Apps lassen sich bedienen, ohne dass man ein Benutzerprofil erstellen muss. «Merlin Bird» und «Flora Incognita» verlangen eine E-Mail-Adresse. Beim Verwenden der Apps müssen sich Benutzer aber bewusst sein: Für eine genaue Bestimmung brauchen einige Apps den Standort. Dieser wird an die Hersteller der App geschickt. Man sollte bei der Installation oder in den Einstellungen festlegen, dass der Standort nur während der Nutzung der App erfasst wird.
Die Apps geben auch die Fotos der Pflanzen oder die Aufnahme der Musik an die jeweiligen Hersteller weiter. Grund: Die Bestimmung findet erst auf den Servern der Hersteller statt. Immerhin: Die Daten bleiben dort.
Ein Spezialfall ist «Google Lens»: Google sammelt bereits bei der Internetsuche viele Benutzerdaten. Die Suchresultate werden mit «Google Lens» dem Google-Benutzerprofil hinzugefügt. Google weiss also, wer was mit der App sucht. Deshalb sollte man sich in «Google Lens» von seinem Google-Konto abmelden und die App anonym verwenden.