Olga Garuseva (39) und Evgenij Tytschyna (37) haben zwei Kinder. Der 17-jährige Artjom bereitet sich an einer Berufsschule auf die Arbeit in der Gastronomie vor. Tochter Solomija (4) besucht den Kindergarten. Garuseva ist Galeristin, und Tytschyna arbeitet für einen städtischen Radio- und TV-Sender. Der Wohnort Uschgorod mit seinen 110 000 Einwohnern liegt am südlichen Rand der Karpaten. Die Ukraine bildet dort mit Ungarn und der Slowakei ein Dreiländereck.
Finanzielle Situation
Haushaltseinkommen pro Monat: 1300 Franken
Kosten für das Wohnen pro Monat: Die Wohnung gehört dem Paar. Sie ist abbezahlt. Strom, Wasser und Fernwärme kosten etwa 70 Franken, im Winter etwas mehr
Kosten für die Krankenversicherung pro Monat: Die Behandlungskosten bezahlt der Staat. Die Kosten für Medikamente müssen selber übernommen werden
Steuern pro Jahr: 300 Franken
Sind Sie mit der Wohnsituation zufrieden?
Evgenij: Wir können nicht klagen. Unser Quartier ist nah am Zentrum und doch grün und ruhig. Es gibt sogar einen kleinen See. Olga: Für eine vierköpfige Familie ist unsere Zweizimmerwohnung zu klein. Wir bräuchten mindestens ein Zimmer mehr.
Was gibt es heute zum Abendessen?
Olga: Gesottenes Schweinefleisch mit Buchweizen und etwas Butter. Dazu einen grünen Salat und einen Sauerkrautsalat.
Was hat Ihre Berufswahl bestimmt?
Evgenij: Ich war Discjockey. Musik ist meine Leidenschaft. Als Produzent bei einem öffentlichen Radio- und Fernsehsender bin ich dafür verantwortlich, dass der Mix aus Musik und Berichterstattung stimmt.
Olga: Ich studierte Physik und arbeitete danach als Lehrerin. Meine Leidenschaft aber ist die zeitgenössische Kunst. Nach der Schwangerschaft konnte ich mich mit einer Galerie in der Altstadt selbständig machen.
Wie viel Zeit brauchen Sie zur Arbeit?
Olga: Wir brauchen beide nur etwa zehn Minuten mit dem Velo.
Wie lange arbeiten Sie?
Evgenij: Acht Stunden pro Tag.
Olga: Etwa vier, fünf Stunden.
Wo verbrachten Sie Ihre letzten Ferien?
Evgenij: Wir sind mit den Kindern und dem Auto zwei Wochen lang durch Serbien, Montenegro und Albanien gereist.
Sparen Sie Geld?
Olga: Ja, vor allem für Ferien.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Olga: Ab und zu gehen wir gediegen essen.
Verändert das Coronavirus Ihren Alltag?
Olga: Ich musste meine Galerie schliessen. Evgenij hingegen hat noch viel mehr zu tun als sonst. Die Medienberichterstattung läuft auf Hochtouren. Kindergärten und Schulen sind bis mindestens Ende April geschlossen. Trotzdem ist unsere Stimmung nicht schlecht.