Die 83-jährige Inge Tschernitschegg aus Unterengstringen ZH muss ihren Blutdruck überwachen. Jeden Tag setzt sie sich auf einen Stuhl, legt die Manschette des Messgeräts um den Oberarm und misst. Dabei staunt sie immer wieder: Mal liegt der Blutdruck bei 135, kurz danach bei 160.
Wie Tschernitschegg geht es vielen Leuten: Wer den Blutdruck mehrmals hintereinander misst, hat häufig ganz unterschiedliche Werte. Das verunsichert. Zudem gibt es beim Messen viele Fehlerquellen:
1 Geräte fürs Handgelenk liefern oft ungenaue Resultate. Besser sind Blutdruckgeräte für den Oberarm. Das zeigte auch ein «K-Tipp»-Test vor drei Jahren («K-Tipp» 17/2019). Man sollte das Gerät einmal pro Jahr zum Arzt oder in die Apotheke bringen. Dort kann eine Fachperson überprüfen, ob es noch richtig funktioniert.
2 Am besten misst man den Blutdruck zweimal am Tag – das erste Mal gleich nach dem Aufwachen, das zweite Mal vor dem Abendessen. Der Berner Herzarzt und Blutdruckforscher Franz Messerli rät: «Öfter sollte man den Blutdruck nicht messen.» Das mache nur unnötig nervös. Wenn der Blutdruck mit Medikamenten gut eingestellt sei, genüge eine Messung pro Monat.
3 Eine Stunde vor dem Messen sollte man Anstrengungen wie Ausdauertraining vermeiden. Ausserdem sollte man aufs Rauchen verzichten, keinen Kaffee trinken und sich möglichst nicht aufregen. Auch eine volle Blase kann den Wert erhöhen – deshalb sollte man vor dem Messen noch einmal zur Toilette gehen.
4 Fürs Messen zieht man sich am besten an einen ruhigen Ort zurück, setzt sich aufrecht auf einen Stuhl, lehnt sich mit dem Rücken an und stellt beide Beine auf den Boden. Auf keinen Fall sollte man sprechen, essen und sich bewegen – denn auch das verfälscht die Messwerte, schreibt die deutsche Fachzeitschrift «Gute Pillen – schlechte Pillen». Anschliessend entfernt man alle Kleidungsstücke am Oberarm oder am Handgelenk, lagert den Arm auf eine bequeme Unterlage (Handfläche nach oben) und zieht die Manschette des Geräts so an, dass sie auf Höhe des Herzens liegt. Dann wartet man nochmals drei Minuten und macht die erste Messung.
5 Franz Messerli empfiehlt, drei Mal nacheinander zu messen. Das erste Resultat kann man ignorieren, weil sich die Manschette noch dem Arm anpassen muss. Dann berechnet man den Mittelwert zwischen der zweiten und der dritten Messung. Diesen Wert schreibt man auf. Diesen Rat beherzigt auch Inge Tschernitschegg: Sie misst drei Mal und rechnet den Durchschnittswert aus. Ein weiteres Nachmessen sei nicht nötig, sagt Facharzt Messerli: «Viele Patienten messen unzählige Male und schreiben nur den besten Wert auf.» Das verzerrt das Resultat.
6 Je älter man wird, desto mehr steigt der Blutdruck. Der Zürcher Arzt Thomas Walser sagt: «Bei jungen Erwachsenen sind Werte um 120/80 im normalen Bereich.» Werte bis 150 muss man nicht mit Medikamenten behandeln, solange man keine zu hohen Cholesterinwerte hat oder an Diabetes leidet. Falls Familienmitglieder einen Herzinfarkt hatten, sollte man den zu hohen Blutdruck vom Arzt abklären lassen. Bei über 80-Jährigen werden sogar erst ab einem Blutdruck von 160 Medikamente eingesetzt – da blutdrucksenkende Mittel keine gesundheitlichen Vorteile bringen.
7 Ist der Blutdruck nur leicht erhöht, genügt es, Sport zu treiben, Stress zu vermeiden, sich mit Gemüse und Früchten zu ernähren und wenig Alkohol zu trinken. Liegen die Werte markant über 120/80, sollte man sich vom Arzt beraten lassen.
Wichtig ist zudem, den Blutdruck mit einem speziellen Gerät 24 Stunden lang zu messen, bevor man sich blutdrucksenkende Tabletten verschreiben lässt. Dabei trägt man einen Tag und eine Nacht lang eine Manschette, die den Blutdruck regelmässig misst. Herzarzt Messerli sagt: «Ohne 24-Stunden-Messung sollte man heutzutage keine Behandlung beginnen.»
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