Die Schweiz verbrauchte im letzten Jahr rund 60 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Elektrizität. Gemäss der Stromstatistik 2009 des Bundes entfielen davon 32 Prozent auf die Industrie, 27 Prozent auf den Dienstleistungssektor, 31 Prozent auf die privaten Haushalte, 8 Prozent auf den öffentlichen Verkehr und 2 Prozent auf die Landwirtschaft.
Ein grosser Teil davon liesse sich einsparen: Die Agentur für Energieeffizienz (Safe) schätzt das heutige Stromsparpotenzial der Schweiz auf knapp 17 Milliarden kWh (siehe Tabelle im pdf-Artikel). Das entspricht der Jahresleistung der beiden grössten AKW der Schweiz – Gösgen und Leibstadt. Laut Safe kann das Sparpotenzial allein mit der heute zur Verfügung stehenden effizienten Technologie realisiert werden.
Industrie, Landwirtschaft
Hier sind es vor allem Elektromotoren, die zu viel Strom verschlingen. Sie treiben Pumpen, Kompressoren, Ventilatoren und Förderanlagen an. Laut Safe sind diese meist überdimensioniert, veraltet und ineffizient.
Der Anteil der Motoren am Stromverbrauch der Industrie liegt bei rund 75 Prozent. Mit modernen, intelligent gesteuerten Motoren lässt sich rund ein Viertel des Industriestroms einsparen. Dazu kommen Einsparungen bei Transformatoren, Generatoren und bei Leitungsverlusten. Sparpotenzial Industrie, Landwirtschaft: 5,9 Milliarden kWh.
Dienstleistungssektor
Büro: In der Dienstleistungsbranche sind Millionen von Computern im Einsatz – und es werden immer mehr. Neue Computer und Serveranlagen verbrauchen teilweise sogar mehr Strom als bisher, weil sie leistungsfähiger sind. Trotzdem rechnet Safe mit erheblichen Einsparungen, unter anderem dank stromsparender Drucker und automatischer Stromsparprogramme in Rechnern. Sparpotenzial Büro: 1,3 Milliarden kWh.
Haustechnik: Elektromotoren sind auch in Dienstleistungsbetrieben häufig. Sie kommen in der Haustechnik zum Einsatz, das heisst bei Lüftung, Klimatechnik und Liften. Sparpotenzial Haustechnik, vor allem in Bürogebäuden: 0,8 Milliarden kWh.
Beleuchtung: Industrie, Gewerbe und Dienstleistung verbrauchen pro Jahr 5,1 Milliarden kWh Strom für Licht. Dank neuer Beleuchtungstechniken lassen sich hier 40 Prozent einsparen. Potenzial Beleuchtung: 2,1 Milliarden kWh.
Strassenbeleuchtung: Die Quecksilberdampf-Lampen lassen sich durch LED-Leuchten ersetzen. Diese sind aber für sehr hohe Leistungen ungeeignet. Lohnender ist es, die Lichtstärke zu reduzieren. In Zürich wird zurzeit der Einsatz elektronischer Vorschaltgeräte mit einer Lichtreduktion nachts von 23 bis 5 Uhr geprüft. Sparpotenzial: 0,3 Milliarden kWh.
Private Haushalte
Der Anteil der Haushalte am gesamtschweizerischen Stromverbrauch liegt bei 31 Prozent. So viel könnte heute gespart werden:
Beleuchtung: Bei Privathaushalten macht der Lichtstrom zwischen 10 und 20 Prozent des Stromkonsums aus. Dank Sparlampen und intelligenter Beleuchtung schätzt Safe die Einsparmöglichkeiten auf 60 Prozent. Potenzial: 1,4 Milliarden kWh.
Küche: Die besten Kühlschränke sind A+++ klassiert. Sie verbrauchen laut der Ratgeberseite Topten.ch fast 50 Prozent weniger Strom als ein A+-Gerät und rund 70 Prozent weniger als ein A-Gerät. Auch bei den übrigen Küchengeräten sind mit neuen Geräten Einsparungen möglich. Potenzial: 1 Milliarde kWh.
Waschen, Trocknen etc.: Wäschetrockner sind grosse Energiefresser. Ein handelsüblicher Tumbler der Klasse B oder C ist zwar günstiger als ein Gerät mit Wärmepumpe der A-Klasse, benötigt aber doppelt so viel Strom. Ab kommendem Jahr sind nur noch Tumbler mit der besten Energieeffizienz zugelassen. Auch Waschmaschinen und andere Haushaltgeräte werden zusehends energieeffizienter. Sparpotenzial: 0,8 Milliarden kWh.
Unterhaltungselektronik: Rund 40 Prozent aller Fernsehgeräte sind veraltete Röhrenfernseher. Die besten aktuellen Apparate sind gemäss Topten.ch Flüssigkeitskristall-Fernseher (LCD) mit Hintergrundbeleuchtung und integrierter Settop-Box. Sie brauchen 50 bis 70 Prozent weniger Strom.
Viel Energie benötigt der Standby-Modus von Fernsehern, Video- und DVD-Recordern, Druckern, Computern, Faxgeräten und Telefonen. Die Netzteile brauchen zwar nur ein paar Watt Strom, aber sie laufen oft 24 Stunden am Tag.
Das kann gemäss ETH-Ingenieur Jürg Nipkow bis zu 10 Prozent des durchschnittlichen Haushaltverbrauchs ausmachen. Mit dem Einsatz abschaltbarer Stromschienen ist diese Einsparung schnell umsetzbar. Zudem werden im Jahr 2013 in der Schweiz neue Grenzwerte (maximale Standby-Leistung 0,5 Watt) eingeführt. Sparpotenzial Unterhaltungselektronik und Heimbüro: 0,4 Milliarden kWh.
Elektroheizung: Die Zahl der Elektroheizungen hat in den vergangenen 15 Jahren stark zugenommen. Sie konsumieren 3,7 Milliarden kWh oder gut 6 Prozent des ganzen Stromes in der Schweiz. Hier schlummert Potenzial, denn neue, sparsame Wärmepumpen wären viel effizienter. Sparpotenziale: bei den Heizungen 0,9 Milliarden kWh, beim Warmwasser 0,6 Milliarden kWh, bei Wärmepumpen 0,1 Milliarden kWh.
Umwälzpumpen: In der Schweiz sind rund eine Million Umwälzpumpen im Einsatz, vorab in Heizungen. Sie sind wenig effizient und überdimensioniert. Mit Pumpen der neusten Generation lassen sich rund 50 Prozent des Stroms einsparen. Potenzial Umwälzpumpen: 0,9 Milliarden kWh.
Öffentlicher Verkehr
Dank neuer, hocheffizienter Motoren bei Bahnen, Trams und Seilbahnen liegt das Sparpotenzial bei 0,3 Milliarden kWh. Zusammen ergeben diese Bereiche heute ein Stromsparpotenzial von 16,8 Milliarden kWh oder 28 Prozent. Zum Vergleich: Das AKW Mühleberg BE produziert pro Jahr 3,1 Milliarden kWh, Beznau 1 3 Milliarden, Beznau 2 2,7 Milliarden, Gösgen 8 und Leibstadt 8,8 Milliarden kWh (siehe kleine Tabelle im pdf-Artikel).