Seit Mitte Januar 2015 verlangt die Nationalbank einen Negativzins von 0,75 Prozent. Für die Grossbank Credit Suisse (CS) sind diese Negativzinsen ein Segen. Sie nahm von ihren Kunden 2015 mehr ein, als sie der Nationalbank an Negativzinsen überweisen musste. Der Profit stieg dank Negativzinsen um 200 bis 300 Millionen Franken. Dies sagte ein hoher CS-Kadermitarbeiter der «Schweiz am Sonntag».
Die Geschäftszahlen bestätigen das: Die CS verdiente 2015 im Zinsgeschäft mit schweizerischen Privatkunden 277 Millionen Franken mehr als im Vorjahr. Das ist ein Plus von 12 Prozent. Bei Schweizer Firmenkunden und institutionellen Anlegern wie Pensionskassen stieg der Gewinn der Bank im Zinsgeschäft um 94 Millionen Franken. Das sind 10 Prozent mehr.
Der Anstieg sei «hauptsächlich durch einen höheren Nettozinsertrag» erfolgt, «getrieben von höheren Margen für Kredite», heisst es dazu in einer Präsentation auf der CS-Website. Unklar bleibt, ob die Grossbank den Zusatzprofit hauptsächlich mit Hypotheken, mit Unternehmenskrediten oder mit den Negativzins-Zahlungen der Pensionskassen machte.
Für die Pensionskassenversicherten sind die Negativzinsen ein Fluch. Die Vorsorgestiftungen hatten deshalb 2015 Mehrausgaben in Höhe von rund 400 Millionen Franken (saldo 3/16). Dies führt letztlich für die Versicherten zu tieferen Renten.
Ausweg: Eine eigene Bank gründen
Manche Pensionskassen wehren sich auf rechtlichem Weg gegen Banken, die Negativzinsen belasten. Branchenübergreifende Bestrebungen fehlten aber, sagt Hanspeter Konrad vom Pensionskassenverband Asip.
Ein saldo-Leser hatte eine Idee, wie sich für die Pensionskassen durch Negativzinsen verursachte Zusatzkosten verhindern liessen: durch die Gründung einer eigenen Bank. Diese könnte die Liquidität der Pensionskassen von rund 50 Milliarden Franken verwalten. Diese Bank würde nur die Ein- und Auszahlungen managen und müsste keinen Negativzins verlangen. Konzerne wie Siemens führen ebenfalls eigene Banken. Die Siemens Bank steht anderen Unternehmen offen, nicht aber Privatpersonen. Asip-Direktor Konrad reagiert skeptisch. Eine Bankgründung sei sehr teuer. Peter Signer, Anlagechef der Pensionskasse Nest, findet den Vorschlag prüfenswert.
Simone Piali von der Pensionskassenstiftung Integral betrachtet eine Pensionskassen-Bank «als interessante Idee». Realistisch sei der Plan aber nur, wenn diese Bank eine langfristige Perspektive habe. Sie müsse auch nach der Negativzins-Phase weiterexistieren können.
Für Piali ist der Handlungsdruck gering. Die Stiftung Integral musste ihrer Hausbank für den Cash-Bestand von 55,6 Millionen Franken per Ende Jahr nichts bezahlen. Die St. Galler Kantonalbank verlange keine Negativzinsen.
Nationalbankpräsident räumt Nachteile ein
Thomas Jordan, Direktionspräsident der Nationalbank, steht seiner eigenen Negativzinspolitik kritischer gegenüber als auch schon. Ende Februar sagte er in Frankfurt an einem Vortrag, die Negativzinsen hätten eine Aufwertung des Frankens verhindert. Diesem Nutzen stünden potenziell auch Kosten gegenüber. Zudem hätten sich «die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen nicht signifikant verbessert, und die Hypothekarzinsen seien zum Teil sogar gestiegen».
Anders gesagt: Thomas Jordan gesteht ein, dass seine Politik zwar den Franken etwas schwächt, vor allem aber den Banken nützt – und Hypothekarschuldnern und künftigen Rentnern schadet.