Samstagnachmittag in einer Media-Markt-Filiale: Eine Kundin mittleren Alters möchte sich eine neue Küchenmaschine zulegen. Eine schwarzgekleidete Frau nimmt sich ihrer an und führt sie zu einem Gestell mit Geräten.
Die Verkäuferin trägt ein kleines Schild, auf dem ihr Name sowie SEB steht. Was die Kundin nicht weiss: SEB ist ein grosser Hersteller von Elektro-Kleingeräten. Zur Groupe SEB gehören Marken wie Tefal, Moulinex, Rowenta oder Krups. Die vermeintliche Verkäuferin ist keine unabhängige Beraterin, sondern eine Markenwerberin. Die Groupe SEB bezahlt sie dafür, dass sie Kunden animiert, Geräte konzerneigener Marken zu kaufen. Oder wie die SEB die Aufgabe umschreibt: «Sie helfen den Kunden, das richtige Gerät für ihr Bedürfnis zu finden.» Es ist den SEB-Mitarbeitern überlassen, ob sie das Namensschildchen tragen wollen oder nicht.
An diesem Nachmittag sind im Media Markt diverse Werber im Einsatz: für Samsung, UPC Cablecom, Braun, Sunrise, Nespresso, Nescafé Dolce Gusto und Melitta. Immerhin: Bei diesen Verkäufern ist für die Kundschaft aufgrund der Kleidung oder dem Namensschild ersichtlich, dass sie im Auftrag eines Herstellers handeln.
Student: «Musste Samsung-Fernseher an den Mann bringen»
Laut einem Sprecher von Media Markt gibt es keine versteckte Werbung: «Die Marken-Promotoren sind immer als solche gekennzeichnet.» Interessiere sich ein Kunde für Produkte einer bestimmten Marke, helfe der Promotor, «um in die Tiefe zu gehen».
Jonas A. aus Zürich widerspricht: Im Rahmen eines Studentenjobs stand er vor ein paar Jahren für Samsung als Werber im Dienst. Sein Einsatzgebiet: die Fernsehabteilung im Media Markt im Zürcher Einkaufszentrum Sihlcity. Er trug ein neutrales blaues Hemd und war nicht als Markenvertreter gekennzeichnet. Sein Auftrag lautete, möglichst viele Samsung-TV-Geräte an den Mann oder die Frau zu bringen. Nebst einem Fixlohn erhielt er für jeden verkauften Fernseher eine ansehnliche Provision.
Auf seine Aufgabe vorbereitet wurde er mittels zweier A4-Seiten, auf denen die technischen Daten und Vorzüge der Samsung-Geräte aufgelistet waren. Mit diesem Sachverhalt konfrontiert, spricht Media Markt von einem «Einzelfall».
Manor: «Es war nie unsere Absicht, Kunden zu täuschen»
Bis letzten Dezember waren gewisse Marken-Promoterinnen in der Modeabteilung von Manor-Warenhäusern nicht vom hauseigenen Personal zu unterscheiden. Aufgrund der kritischen Anfrage einer Tageszeitung änderte Manor seine Praxis: Angestellte von Mode-Labels müssen nun anders gekleidet sein als die Manor-Mitarbeiterinnen oder wenigstens ein Namensschild der Marke tragen, die sie vertreten. «Es war nie unsere Absicht, die Kunden zu täuschen», sagt Sprecherin Elle Steinbrecher. Bei Manor sei es aber so, dass einzelne Verkäuferinnen im Auftrag bestimmter Marken tätig seien. Das sei besonders in den Bereichen Kosmetika und Schmuck eine verbreitete Praxis – und werde entsprechend kenntlich gemacht.
saldo nahm in der Winterthurer Manor-Filiale einen Augenschein. Das Resultat: Bei den Kosmetik- und Schmuckverkäuferinnen ist deutlich erkennbar, im Sold welcher Marke sie stehen. Anders sieht es in der Modeabteilung bei einer schwarz-weiss gekleideten Dame aus. Das Namensschild ist so angebracht, dass es halb verdeckt ist. Erst auf Nachfrage räumt die Frau ein, dass sie für das britische Modelabel Phase Eight arbeitet.
Auch Coop arbeitet mit Markenwerbern zusammen. Diese würden für Degustationen, Demonstrationen und Bemusterungen eingesetzt. Ihre Aufgabe sei es, Produkte vorzustellen, zu erklären und allenfalls zur Degustation anzubieten, erklärt Sprecher Urs Meier. Dabei seien sie stets anders gekleidet als Coop-Angestellte und mit einem Namensschild oder mit einem Logo der Marke versehen.