Detailhändler heizen Konsum von hartem Alkohol an
Bei Spirituosen sind Rabatte und Aktionen gesetzlich verboten. Trotzdem ist harter Alkohol zeitweise bis zu 35 Prozent günstiger. Das zeigt ein saldo-Preisvergleich.
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saldo 09/2021
11.05.2021
Letzte Aktualisierung:
19.05.2021
Clarissa Rohrbach
Die Party hat sich verlagert. Weil die Clubs geschlossen sind, weichen viele Leute zum Feiern in den öffentlichen Raum aus. Alkohol dazu kaufen sie in Läden wie Coop und Denner. Die Detailhändler kurbeln den Verkauf von Spirituosen mit Preissenkungen an. Coop bestätigt, dass die Nachfrage nach hartem Alkohol im Coronajahr gestiegen ist.
Eine Auswertung von 52 Ausgaben der «Coopzeitung» und von 15 Ausgaben der «Denner Woche» von 2020 zeigt,...
Die Party hat sich verlagert. Weil die Clubs geschlossen sind, weichen viele Leute zum Feiern in den öffentlichen Raum aus. Alkohol dazu kaufen sie in Läden wie Coop und Denner. Die Detailhändler kurbeln den Verkauf von Spirituosen mit Preissenkungen an. Coop bestätigt, dass die Nachfrage nach hartem Alkohol im Coronajahr gestiegen ist.
Eine Auswertung von 52 Ausgaben der «Coopzeitung» und von 15 Ausgaben der «Denner Woche» von 2020 zeigt, dass die Läden jede Woche mit versteckten Aktionen werben. In der «Coopzeitung» heisst die entsprechende Seite «Bestseller», die «Denner Woche» nennt sie «Hit». Hinweise auf Rabatte und Vergleiche mit bisherigen Preisen fehlen. Denn laut Artikel 42b des Alkoholgesetzes sind «preisvergleichende Angaben» verboten.
Abgesehen von wenigen Nischenprodukten sind es bekannte Spirituosen, die zu reduzierten Preisen im Regal stehen. So bot Coop den «Johnny Walker Red Label Whisky» zwölf Wochen lang für Fr. 14.95 statt Fr. 18.95 an. Das sind 21 Prozent Rabatt. «Absolut Vodka» gab es während zehn Wochen für Fr. 16.95 statt Fr. 24.95 (minus 32 Prozent). «Captain Morgan Spiced Gold Rum» war 35 Prozent günstiger (Fr. 12.95 statt Fr. 19.95). Bei anderen Spirituosen lagen Coops Rabatte zwischen 11 und 27 Prozent.
«Variable Preise sind in dieser Produktkategorie üblich»
Coop reduziert die Preise prozentual stärker als Denner. Die ermässigten Preise sind aber meist etwa gleich. Bei Denner bewegten sich die Reduktionen in der Stichprobe zwischen 9 und 26 Prozent. Am stärksten schlug der «Tanqueray London Dry Gin» ab, gefolgt vom «Bombay Sapphire Gin» (minus 25 Prozent). Wie Coop senkte auch Denner die Preise von «Campari» und «Cynar» am wenigsten (10 und 9 Prozent). Vollständige Liste: saldo.ch/spirituosenaktionen.
Bei Aldi und Lidl lassen sich die Preise nicht zurückverfolgen. Aldi hat nur 4 der 20 von Coop und Denner meistbeworbenen Spirituosen im Sortiment, Lidl 10. Die aktuellen Preise sind ähnlich wie die regulären Preise bei Denner und Coop. Auch Aldi und Lidl senken ihre Spirituosenpreise «zeitlich begrenzt». Beide sagen, variable Preise seien in dieser Produktkategorie gang und gäbe.
Die Stiftung Sucht Schweiz hält es für problematisch, dass Läden ihre Spirituosen so oft verbilligen. Junge könnten so mit wenig Geld viel Alkohol kaufen, sagt Sprecherin Monique Portner. Denner sieht das anders. Man gehe davon aus, dass die Kunden mündig und urteilsfähig seien, sagt Sprecher Thomas Kaderli. Eine rigorose Alterskontrolle sei aber wichtig. Coop erklärt, dass man die geltenden Jugendschutzrichtlinien umsetze.