Saranda liegt in einer Bucht am Ionischen Meer, einen Katzensprung von der griechischen Insel Korfu entfernt. Albanien war 45 Jahre fast völlig abgeschottet. Nach der Grenzöffnung 1991 wuchs die Gemeinde rasch von 5000 auf über 15'000 Einwohner an. Viele Hotels und Ferienwohnungen entstanden.
Trotz der regen Bautätigkeit konnte die Gemeinde ihren mediterranen Charme mit autofreier Strandpromenade bewahren. Zurzeit arbeiten Dritan Keqaj (47) und seine Frau Rudina (41) in einem Hotel in der Nachbargemeinde Ksamil. Dort wollen sie den Traum vom eigenen Hotel verwirklichen. Tochter Adela (17) besucht das Gymnasium, Fabiola (19) studiert in der Hauptstadt Tirana Pharmazie.
Finanzielle Situation
- Haushaltseinkommen pro Monat: Zwischen 1875 und 2250 Franken.
- Kosten fürs Wohnen pro Monat: 225 Franken plus 81 Franken Nebenkosten.
- Kosten für Krankenversicherung: Dritan zahlt als Vollzeitangestellter 220 Franken pro Jahr. Die übrigen Familienmitglieder sind nicht versichert.
- Steuern pro Jahr: 3078 Franken.
Sind Sie mit der Wohnsituation zufrieden?
Dritan: Es geht so. Wir wohnen in einer Mietwohnung mit drei Zimmern. Das Hochhaus befindet sich an zentraler Lage. Aber die Baumaterialien sind mangelhaft. Das sieht man etwa an den Bodenplättli, die bereits zerbröseln. Aber die Miete ist erschwinglich.
Was gibt es heute zum Abendessen?
Rudina: Suppe, Pasta, Reis und Fisch.
Wie sind Sie zu Ihren Berufen gekommen?
Dritan: Nach der Wende fand ich in Griechenland eine Stelle in einem Marmor- und Granitwerk. Später gründete ich in Albanien eine kleine Baustofffirma. Dann bot mir mein älterer Bruder, der Hotelier in Ksamil ist, die Stelle des Hotelmanagers an. Ich bin überzeugt, dass der Tourismus unsere Zukunft ist.
Rudina: Ich arbeite abends Teilzeit als Köchin.
Wie lange ist Ihr Arbeitsweg?
Rudina: Etwa 20 Minuten per Bus.
Dritan: Ich brauche mit dem Auto 45 Minuten. Ich hole in einigen Dörfern ohne Busverbindung Angestellte unseres Hotels ab.
Wie lange arbeiten Sie?
Rudina: Vier bis fünf Stunden pro Tag.
Dritan: In der Hochsaison zwischen 16 und 18 Stunden.
Wo verbrachten Sie Ihre letzten Ferien?
Rudina: 2021 fuhren wir für ein paar Tage ins nordalbanische Gebirge.
Sparen Sie Geld? Wenn ja, wofür?
Dritan: Wir sparen für unser Hotel.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Dritan: Ich mache mit meinem Vater Wanderungen und liebe es, mit ihm zu diskutieren.
Was beschäftigt Sie zurzeit am meisten?
Dritan: Ich begann vor zehn Jahren mit dem Bau unseres eigenen Hotels. Bis jetzt steht erst das Kellergeschoss. Zum Weiterbau benötige ich Kredite. Doch die Banken sind unflexibel. Bis das Geld überwiesen wird, dauert es ewig. Ich weiss nicht, wann der Bau fertiggestellt sein wird.