Der Swopper-Bürohocker soll ein wahres Wunderwerk sein. Der Hersteller Aeris schreibt: «Macht dem Rücken Spass statt Stress.» Der Hocker ist in alle Richtungen beweglich und fördere so «aktives Sitzen». Das trainiere den Rücken und entlaste die Bandscheiben.
Aeris verweist auf mehrere kleine, unveröffentlichte Studien zum Swopper. Diese hätten gezeigt, dass man sich damit «kontinuierlicher und dauerhafter» bewegte als auf einem Bürostuhl. Ebenso steige die Aktivität der Bauch- und Rückenmuskeln. Auch der Sitzball Ergo Cosy der Firma Leitz soll Rumpfmuskeln stärken und Rückenschmerzen lindern.
In Möbel- und Ergonomiegeschäften gibt es eine ganze Reihe solcher Spezialstühle, die für den Rücken besonders gesund sein sollen. Viele davon sind so hergestellt, dass sie leicht instabil sind, etwa durch eine gewölbte Standfläche. Kostenpunkt: Mehrere Hundert bis 1000 Franken.
Auf Spezialstühlen bewegt man sich nicht stärker
Doch laut Fachleuten nützen die Spezialmöbel dem Rücken wenig. Physiotherapeutin und Forscherin Andrea Aegerter von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur ZH sagt: «Sie sind in der Regel nicht besser als ein normaler Bürostuhl mit Lehne.» Denn auf solchen Spezialstühlen bewege man sich meist nicht stärker. Das zeigte ein Labortest des Karolinska-Instituts in Stockholm. Die schwedischen Forscher statteten 13 Personen mit Sensoren aus. Diese erfassten die Aktivität der Rücken-, Bauch- und Nackenmuskeln, während die Teilnehmer auf verschiedenen Stühlen am Computer sassen. Das Resultat: Auf einem Bürostuhl mit Lehne bewegten sie sich am meisten. Die Muskeln waren aktiver als auf einem instabilen Hocker oder im Stehen. Laut den Forschern liegt das daran, dass man sich auf Wackelhockern weniger sicher fühlt und sich deshalb weniger bewegt. Das gelte genauso für Sitzbälle.
Auch der Zürcher Hausarzt Thomas Walser hält wenig von instabilen Stühlen und Sitzbällen: «Das stete Ungleichgewicht wirkt auf das Gehirn bedrohlich.» Das könne zu Schwindel führen. Er kenne Patienten, die mit solchen Stühlen gestürzt seien. Fachleute kritisieren zudem, dass sie die kleinen Muskeln entlang der Wirbelsäule überfordern. Der Ergonom Hansjörg Huwiler vom AEH Zentrum für Arbeitsmedizin rät: «Man sollte sie nur kurz benutzen – zum Beispiel während einer Sitzung.» Zum Arbeiten am Computer seien sie wenig geeignet.
Das Beste ist es, die Position immer wieder zu ändern
Stehtische sind ebenfalls umstritten. Denn es ist nicht nachgewiesen, dass Stehen besser für den Rücken ist. Studien zeigen: Der Druck auf die Bandscheiben ist nicht geringer als im Sitzen. Zudem bewegt man sich beim Stehen kaum. Im Labortest des Karolinska-Instituts schnitt Stehen in diesem Punkt am schlechtesten ab.
Das Beste für den Körper ist, wenn man sich am Bürotisch viel bewegt. Man sollte immer wieder die Position ändern. Huwiler rät, die Rückenlehne und die Sitzfläche des Stuhls nicht zu arretieren. «So kann man unterschiedliche Haltungen einnehmen und die Lehne zum Entlasten nutzen.» Man brauche nicht die ganze Zeit gerade zu sitzen, man dürfe zwischendurch auch mal durchhängen.
Wichtig ist es, dass es ein guter Bürostuhl ist. Für Ergotherapeutin Monika Conus aus Solothurn muss er nicht teuer sein. «Man sollte ihn aber in alle Richtungen gut verstellen können.» Von Armlehnen rät Conus ab. Ohne diese lässt sich der Stuhl nahe ans Pult schieben. Dann muss man nicht auf der Vorderkante des Stuhls sitzen.
Richtig sitzen
- Sie nicht zu lange in der gleichen Position, weder im Sitzen noch im Stehen.
- Der Bürostuhl sollte in alle Richtungen leicht verstellbar sein und den Rücken gut stützen.
- Schieben Sie den Stuhl so nahe an den Tisch, dass Sie die Unterarme bequem aufstützen können.
- Die Oberkante des Bildschirms sollte auf Augenhöhe sein.
- Verwenden Sie bei Bedarf eine Fussstütze, die sich in der Höhe verstellen lässt.
- Stehen Sie zwischendurch immer wieder auf, und gehen Sie ein paar Schritte.