Der Preis eines Menschenlebens
Ein Dokumentarfilm des Schweizer Fernsehens zeigt am Beispiel einer Krebstherapie, wie überrissene Preise für Medikamente oder Therapien zustande kommen. Für die Pharmafirma Novartis ist klar: Je besser eine Therapie wirkt, desto teurer darf sie sein.
Inhalt
saldo 13/2019
27.08.2019
Marc Mair-Noack
Die Gentherapie Kymriah ist für viele Menschen mit Blut- und Lymphdrüsenkrebs die letzte Hoffnung. Den Patienten werden Immunzellen entnommen und in Krebskillerzellen umgewandelt, die dann die Krankheit besiegen sollen. Kymriah ist die teuerste Krebstherapie der Schweiz. Novartis verlangt dafür 370 000 Franken.
An diesem Beispiel zeigt die SRF-Doku «Profit oder Leben», wie Preise für Medikamente und Therapien zustande kommen. Entwickelt ...
Die Gentherapie Kymriah ist für viele Menschen mit Blut- und Lymphdrüsenkrebs die letzte Hoffnung. Den Patienten werden Immunzellen entnommen und in Krebskillerzellen umgewandelt, die dann die Krankheit besiegen sollen. Kymriah ist die teuerste Krebstherapie der Schweiz. Novartis verlangt dafür 370 000 Franken.
An diesem Beispiel zeigt die SRF-Doku «Profit oder Leben», wie Preise für Medikamente und Therapien zustande kommen. Entwickelt wurde Kymriah an der Uni in Pennsylvania (USA) mit Hilfe von 20 Millionen Dollar Steuergeldern und Spenden. Erst nach den ersten Erfolgen sicherte sich Novartis das exklusive Verkaufsrecht und finanzierte klinische Studien.
Interessant ist die Begründung von Novartis für den hohen Preis. Früher machten Pharmafirmen Forschungs- und Herstellungskosten dafür verantwortlich. Laut Novartis-Manager Emanuele Ostuni wird bei Kymriah der Preis mit der gewonnenen Lebensdauer des Patienten begründet.
Schweizer Krankenkassen wollten den überrissenen Preis für Kymriah nicht bezahlen und verhandelten mit Novartis. Während dieser Zeit waren Patienten auf sich allein gestellt. Der Film porträtiert unter anderem einen Krebskranken, der nicht länger warten konnte und das Glück hatte, dass Verwandte für die Kosten aufkamen. Allerdings vergeblich, wie sich herausstellte. Der Mann starb wenige Wochen nach Therapiebeginn. Zwei weitere Patienten konnten das Spital am Ende geheilt oder zumindest gesünder wieder verlassen. Der Film ist zu sehen unter saldo.ch/krebstherapie.
Profit oder Leben? – Wenn das Gesundheitswesen an die Grenze geht. Ein Film von Karin Bauer. 51 Min. SRF 2019