Sechs Monate gratis», «für immer reduziert», «50 Prozent Rabatt»: Mit solchen Werbesprüchen locken Telekomfirmen neue Kunden, ein Abo abzuschliessen. Fast alle Verkäufer von Handyabos schalten regelmässig Aktionen auf ihrer Website auf. Es lohnt sich, die Angebote sorgfältig zu prüfen. Denn oft tönen sie attraktiver, als sie tatsächlich sind.
saldo untersuchte die Aktionen der grossen Telekomfirmen im ersten Halbjahr 2022. Im Vordergrund standen Abos für unlimitierte Anrufe und Internetdaten in der Schweiz sowie Abos mit Auslandsguthaben. Geprüft wurde: Wer bietet faire Aktionen an, bei denen der Kunde wirklich profitiert? Und wo werden Kunden übers Ohr gehauen? saldo fand sechs Fallen, in die Kunden beim Abokauf tappen können:
1 Lange Mindestvertragsdauer
Damit bindet man sich für eine gewisse Zeit an ein Telekomunternehmen, ohne dass man auf ein günstigeres Abo der Konkurrenz wechseln kann. Bei Sunrise, Quickline, Salt, Talk-Talk und Swisscom verpflichten sich die Kunden, zwei Jahre für das Abo zu zahlen. Kundenfreundlicher sind die Aktionen von Das Abo, Lidl Mobile, Yallo, Digitec Connect, Wingo, Coop Mobile und M-Budget Mobile. Bei diesen kann man den Vertrag jederzeit kurzfristig mit einer Kündigungsfrist von meist einem Monat auflösen. Wer flexibel bleiben will, sollte also ein Abo ohne Mindestvertragsdauer wählen.
2 Zeitlich limitierte Rabatte
Es klang nach einem Schnäppchen: Das Sunrise-Abo «We Mobile L» war im Frühjahr 2022 im Internet kostenlos zu haben. Inbegriffen waren unlimitierte Internetdaten und Anrufe in europäischen Ländern. Wer genauer hinsah, entdeckte in kleiner Schrift die nicht unbedeutende Zusatzinformation: «Für die ersten sechs Monate.» Danach kostet das Abo 55 Franken pro Monat. Kündigen lässt sich das Abo erst nach zwei Jahren. Somit kostet das Abo in diesen zwei Jahren also fast 1000 Franken. Bei anderen Verkäufern zahlt man für vergleichbare Leistungen nur halb so viel. Auch bei der Swisscom gab es Aktionen, die nur sechs Monate dauerten, während die Mindestvertragsdauer zwei Jahre betrug. Grundsätzlich sollte man aufpassen, wenn ein Aktionspreis weniger lange gilt, als der Vertrag mindestens dauert. In diesem Fall zahlt man als Kunde meist drauf.
Eine Variante zu Preisreduktionen sind sogenannte Willkommensrabatte. Sunrise verschenkte einmal bei jedem Abokauf kostenlos Airpods-Kopfhörer, UPC je nach Abo 50 bis 100 Franken. Auf die gesamte Vertragsdauer von zwei Jahren gerechnet waren die Abos dennoch zu teuer.
3 Stressfaktor Countdown
Manche Telekomfirmen geben mit einem Countdown auf der Website an, wie lange ein Abo noch mit Aktionsrabatt zu haben ist. Das soll Kunden dazu bringen, rasch ein Abo abzuschliessen. Nur: Dieser Countdown findet oft gar nicht statt. Auffällig waren die Angebote auf dem Salt-Netz (Salt, Das Abo, Lidl). Laut Countdown waren die Aktionen meist nur wenige Tage gültig. Doch als die Zeit abgelaufen war, fing der Countdown von vorn an. Der Aktionspreis war weiterhin erhältlich. Die Kunden wurden unnötig unter Zeitdruck gesetzt. Auf Anfrage von saldo schreibt Salt, man habe es «immer wieder mit enttäuschten Kunden» zu tun, denen das Enddatum der Aktion nicht klar gewesen sei. Werde die Aktion verlängert, «fällt die Enttäuschung beim Kunden geringer aus». Kein Wort dazu, dass Kunden zum übereilten Aboabschluss verleitet werden. Auch Talk-Talk und Quickline verlängerten ihre Aktion mehrmals trotz Countdown. Bei den anderen Aboverkäufern war der Aktionszeitraum korrekt angegeben.
4 Wichtige Informationen im Kleingedruckten
Wer nicht in die erste oder zweite Falle tappen will, muss sämtliche Informationen zum Abo aufmerksam lesen. Manche Infos sind nur im Kleingedruckten zu finden. Oft muss man sich durch die Internetseite klicken, um die nötigen Angaben zu finden. Am transparentesten erwies sich Wingo: Alle wichtigen Informationen zum Abo – inklusive Mindestvertragsdauer und Kündigungsfristen – waren gut ersichtlich. Bei Talk-Talk, Coop Mobile, Sunrise und M-Budget Mobile musste man die Website oft genauer durchforsten, um zu den wichtigen Informationen zu gelangen.
5 Unnötiges Abonnement
Auch wenn gerade ein Abo mit Auslanddaten angepriesen wird: Es lohnt sich nachzurechnen, ob man mit einem Abo für die Schweiz nicht günstiger fährt. Wer nur zwei Wochen pro Jahr im Ausland ist, fährt mit einer SIM-Karte aus dem jeweiligen Land oder einem zugekauften Datenpaket meist günstiger.
6 Kauf ohne Preisvergleich
Auch wenn ein Angebot bestechend klingt: Preise vergleichen lohnt sich immer. Fast alle Firmen boten im Zeitraum der saldo-Stichprobe eine Aktion an. Am günstigsten war im April und Mai das Abo «Swiss Flat» von Talk-Talk für Fr. 14.95 pro Monat. Einige andere Aktionen waren für rund 20 Franken zu haben. Wenig attraktiv waren die Aktionen der Swisscom. Das neue Swisscom Blue Mobile S fürs Inland kostete mit Rabatt Fr. 59.90 – das sind 45 Franken mehr pro Monat als das Angebot von Talk-Talk.