Thomas Hirter spürt den Herbst zuerst an den Händen. Der 52-jährige Gärtnermeister aus Belp BE sagt: «Die Haut fühlt sich trocken und spröde an, dann gibt es Risse in den Fingerkuppen, die bis ins Fleisch vordringen.» Das beginne meist im Oktober.
Kein Wunder, denn Hirter strapaziert seine Hände. «Manchmal eilt es, dann arbeite ich mit blossen Händen in der Erde», sagt er. Jedes Mal, wenn er vom Gewächshaus ins Büro wechselt, muss er sich die Hände waschen. Das entzieht der Haut Feuchtigkeit, laugt sie aus und schwächt die natürliche Fettschicht auf der Haut.
Den Rest besorgen die kühlen Temperaturen: Die Haut produziert weniger Fett, die Hände sind weniger gut durchblutet und die trockene Luft entzieht ihr Feuchtigkeit. Das macht die Haut trocken und spröde. Die Fingerkuppen beginnen schmerzhaft einzureissen.
Vaseline-Salbe – und dann mit Handschuhen ins Bett
Hirter trägt oft Handschuhe und setzt auf Peru-Balsam aus der Drogerie. Das Balsam enthält ein Extrakt aus dem tropischen Balsambaum und das Schmerzmittel Lidocain. Doch auch damit heilen die Risse nicht. «Erst im nächsten Jahr in den Sommerferien erholen sich die Hände wieder vollständig», sagt Hirter.
Siegfried Borelli ist Hautarzt am Dermatologischen Ambulatorium des Zürcher Triemli-Spitals. Er sagt: «Viele Patienten haben im Herbst und Winter ähnliche Probleme: tiefe Risse in den Fingerkuppen, die nicht spontan wieder zuwachsen.» Die Hände brauchen dann eine gute Pflege, damit sich die Risse schliessen.
Peru-Balsam empfiehlt Borelli aber nicht: «Viele Leute reagieren auf die Inhaltsstoffe allergisch, und die Haut kann sich entzünden.» Besser sei eine Salbe aus Vaseline mit je 3 Prozent Salicylsäure und Glyzerin. Diese könne man sich in der Apotheke mischen lassen. Vaseline fettet die Haut und lässt sie aufquellen. Salicylsäure macht verdickte Haut weich. Glyzerin bindet Feuchtigkeit in der Haut und macht sie elastisch. Die Creme muss man mehrmals am Tag auftragen. Über Nacht trägt man am besten Baumwollhandschuhe, damit sie gut einzieht und das Bettzeug nicht verschmiert. Nach ein paar Tagen sollten die Risse zugewachsen sein. Nachteil: Vaseline fettet stark und kann Abdrücke hinterlassen.
Fertige Cremes mit Salicylsäure und Glyzerin vom Grossverteiler sind meistens auf Wasserbasis hergestellt. Sie ziehen schneller ein, wirken aber nicht so gut.
Am einfachsten ist es, die Hände frühzeitig zu schützen, damit sich Risse gar nicht bilden können. Gut sind laut Borelli Cremes mit dem Wirkstoff Urea. Der Stoff bindet Feuchtigkeit und speichert sie in der Haut. Zu diesem Schluss kam letztes Jahr auch eine Übersichtsarbeit des unabhängigen Forschernetzwerks Cochrane mit Sitz in London. Anhand von vier Studien konnten die Ärzte zeigen, dass sich die trockene Haut mit Urea besserte. Die Studien hatten dabei allerdings nicht Gesunde untersucht, sondern Patienten mit Ekzemen. Wenn sich bereits Risse gebildet haben, ist es allerdings zu spät für solche Cremes. Borelli: «Auf der verletzten Haut brennt Urea.»
Auch eine gewöhnliche Handcreme kann Risse verhindern, wenn man sie mehrere Male pro Tag aufträgt. Am besten sind Naturkosmetikcremes wie die von Hauschka oder Weleda. Sie enthalten weder chemische Duftstoffe noch Konservierungsstoffe wie Parabene. Diese können die Haut reizen und noch stärker austrocknen. Auch günstige Cremes können die Haut gut befeuchten, wie ein Test von saldo zeigte (Ausgabe 18/2016). Von zwölf Produkten schnitt die Creme von Coop Qualité & Prix am besten ab. Sie befeuchtete die Hände sehr gut und enthielt weder problematische Duftstoffe noch Rückstände von Mineralöl.
Mit lauwarmem Wasser waschen
Wer bei kalter Witterung nach draussen geht, sollte möglichst Handschuhe tragen. Sie fördern die Durchblutung der Hände und halten die Haut feucht. Wer häufig die Hände wäscht, sollte dies nur mit lauwarmem Wasser und mit einer milden Seife tun.