Monika Isler (32) aus Winterthur ZH ist gerne in den Bergen unterwegs. Nur ein Problem plagt sie: Blasen, und zwar seit ihrer Kindheit. Die Archäologiestudentin sagt: «Ich habe schon alles ausprobiert: Nylonsocken, Cremes aus Bienenwachs, Blasenpflaster – nichts hat geholfen.» Tatsächlich: Alle Mittel haben Vor- und Nachteile. Das zeigt die Beurteilung von zehn Methoden durch die Ärztin Bettina Schlagenhauff (siehe Tabelle im PDF).
Seit einiger Zeit setzt Isler auf Wandersocken aus Merinowolle: «Ich war vier Wochen lang jeden Tag unterwegs und bekam keine einzige Blase.» Socken aus Merinowolle machen die Haut weniger feucht und warm als die Kunstfaser Polypropylen. Das zeigte ein Test der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt mit 37 Rekruten. Zudem war das Traggefühl im Vergleich zu andern Socken besser. Fachleute vermuten, dass Merinowolle Feuchtigkeit besser vom Fuss wegtransportiert als andere Gewebe.
Eine Alternative zu Merinowolle: Zwei-Lagen-Socken oder Socken aus Neopren. Letztere haften fest am Fuss und vermeiden Reibung an der Ferse. Allerdings leiten sie die Feuchtigkeit kaum ab. Weniger geeignet sind Socken aus Wolle anderer Schafe oder solche aus synthetischem Gewebe. Hautärztin Bettina Schlagenhauff aus Küssnacht am Rigi SZ sagt: «Sie verursachen ein feuchtes Milieu, weichen die Haut auf und machen sie anfälliger für Blasen.» Ebenfalls weniger gut geeignet ist die verbreitete Methode, zwei Socken übereinander zu tragen. Schlagenhauff: «Sie bilden oft Falten.»
Pflaster können Blasen wirksam verhindern. Es müssen allerdings nicht unbedingt teure Blasenpflaster sein – oft reicht ein Klebeband, ein sogenanntes Tape. Das zeigt eine US-Studie mit 128 Langstreckenläufern. Sie klebten auf ihre Problemstellen am Fuss Papierpflaster, vergleichbar mit Malerband. Die Läufer mit Papierpflastern hatten 40 Prozent weniger Blasen als Läufer ohne Tape. Die Studie erschien 2016 im Clinical Journal of Sports Medicine.
Wanderleiter Andreas Haerle aus Almens GR empfiehlt: «Nicht zu lange warten, wenn es am Fuss drückt.» Wenn bereits eine Blase da ist, sind Blasenpflaster besser. Sie saugen die Wundflüssigkeit auf und polstern die Stelle.
Creme gegen Hornhaut zur Vorbereitung
Blasen lassen sich auch verhindern, wenn man die Füsse auf die Wanderung vorbereitet. Wer zu Hornhaut neigt, sollte laut Hautärztin Schlagenhauff die Füsse mit einer pflegenden Fusscreme behandeln, die Urea oder eine Substanz gegen Hornhaut enthält. Sie sind in der Apotheke für weniger als 10 Franken erhältlich, etwa die Anti-Blasen-Cremes von Sidas oder Pjuractive. Man cremt die Füsse abends ein und zieht zum Schlafen Socken an, damit die Creme einzieht. Am nächsten Morgen badet man die Füsse und rubbelt die aufgeweichte Haut mit einem Frotteetuch ab.
Vaseline ist zur Prävention weniger geeignet: Sie weicht die Haut beim Schwitzen zu stark auf. Blasensticks und -cremes sind hier besser.
Sidas schreibt zum Vergleich der Blasenmittel, ihre Creme steigere die Abwehrmechanismen der Haut und mache sie elastisch. Das schütze vor Blasen. Pjuractive schreibt, sein Gel schütze, weil es einen atmungsaktiven Schutzfilm auf der Haut bilde.
Beim Auf- und Abstieg den Schuh richtig schnüren
Alle Massnahmen gegen Blasen nützen aber letztlich wenig, wenn ein Wanderschuh nicht passt. Wanderleiter Haerle rät, bei der Anprobe auf einen guten Fersensitz und genügend Raum im Zehenbereich zu achten. Neue Schuhe sollte man vor der ersten Wanderung einlaufen – und bei der Tour richtig schnüren: «Bei längeren Aufstiegen die Schuhe über den Rist satt schnüren und am Schaft eher locker – umgekehrt bei Abstiegen.» Die meisten Wanderschuhe verfügen dafür zwischen Rist und Schaft über eine Klemm-Öse.