Dies ist das beste Buch, das Sie je gelesen haben.» Mit diesem gewagten Satz steigt der finnische ­Autor und Wissenschaftsjournalist Ari Turunen in sein Buch ein. Und gesteht, auch er sei eingebildet – um sogleich zu warnen: Überheblichkeit verändere die Persönlichkeit. Sie führe zu Fehlentscheiden, Hass und im schlimmsten Fall zu Krieg. 

Je grösser der Erfolg, desto mehr rauscht es im Kopf

Beatles-Mitglied John Lennon erklärte 1966, der christliche Glaube könne ein­packen: «Wir sind jetzt populärer als Jesus.» Und der US-amerikanische Physiker und Nobelpreisträger Murray Gell-Mann meinte einst: «Wenn ich weiter blicke als die anderen, so liegt es daran, dass ich von Zwergen umgeben bin.»

Das «Zukopfsteigen» ist ein chemischer Prozess, der durch Erfolg ausgelöst wird, schreibt Turunen. Als Na­poleon und Alexander der Grosse an die Macht kamen, veränderte sich die chemische Struktur ihres Gehirns. Ihre Nervenzellen setzten die Botenstoffe Dopamin und Serotonin frei. Diese stimulieren andere Nerven­zellen, sodass sich die Impulse im ganzen Nervensystem verbreiten. Je grösser der Erfolg, desto mehr rauscht es im Kopf. Der Rausch macht süchtig – und raubt im Extremfall den Sinn für die Realität. 

Wenn das Ego zu gross wird: Die vier Warnsignale

Doch wie erkennt man, dass das Ego kein Zeichen von Stärke ist, sondern im Gegenteil bedrohlich ist? Der Autor nennt vier Warnzeichen: ständige Vergleiche, übertriebene Verteidigungsbereitschaft, Herausstreichen der eigenen Vortrefflichkeit und die Suche nach Anerkennung. Ari Turunens Fazit: Von der Macht geblendete Men­schen sehen nicht, wie idiotisch sie sich ver­halten.

Der Autor erzählt die Geschichte der Arroganz unterhaltsam und lehrreich. Und bringt den Leser dazu, über seine eigene Haltung nachzudenken.

Ari Turunen, «Kann mir bitte jemand das Wasser reichen? Eine kurze Geschichte der Arroganz», Nagel & Kimche, ca. Fr. 27.–