Bei der Migros heisst das Programm Cumulus, bei Coop ist es die Supercard und Manor hat eine Manor-Karte. Laut Migros sind über 2,8 Millionen Cumulus-Karten im Umlauf, bei Coop über 3,3 Millionen Supercard-Konten in Betrieb (saldo 7/2015).
Die Rabatte und Rückerstattungen auf Einkäufe sind nicht selbstlos: Die Grossverteiler sammeln mit den Karten aufschlussreiche Informationen über ihre Kunden. Wirtschaftsprofessor Reiner Eichenberger von der Uni Fribourg sagt: «Die Programme dienen den Detaillisten dazu, Informationen über das Kundenverhalten zu sammeln und die Preise so zu differenzieren, dass sie die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten besser abschöpfen können.»
Migros: Daten erlauben personalisierte Coupons
Die Migros zahlt Cumulus-Kunden in der Regel 1 Prozent des Einkaufsbetrags zurück: Pro 500 gesammelte Cumulus-Punkte gibts einen 5-Franken-Einkaufsgutschein. Die Migros analysiert das Einkaufsverhalten ihrer Cumulus-Kunden und verwendet die Auswertungen für personalisierte Werbung und Coupons.
Beispiel: Wer oft Hundefutter kauft, bekommt einen Coupon für 25-fache Cumulus-Punkte, einlösbar beim nächsten Futtereinkauf. Seit September erhalten Kunden in vier Migros-Regionen die Coupons direkt an der Kasse ausgehändigt oder aufs Smartphone gesendet. Möglich ist auch, dass Kunden für Artikel, die sie nie oder selten kaufen, Coupons für 40-fache Cumulus-Punkte kriegen. Laut Sprecher Luzi Weber gibt es auch personalisierte Coupons für Rabatte auf bestimmte Produktgruppen. Sie würden aber nur einen verschwindend kleinen Teil ausmachen.
Coop: «Optimierung» von Sortiment und Werbung
Im Coop erhalten Kunden pro vollen Franken Einkauf einen Superpunkt. Pro 100 Franken anerkannte Einkäufe gibt es in der Regel einen Franken zurück. Das ist wie bei der Migros ein Rabatt von 1 Prozent. Mit den Punkten können Prämien bezogen oder teilweise neue Einkäufe bezahlt werden. Auch Coop wertet die Supercard-Einkäufe der Kunden aus. Das ermögliche, Standorte, Sortimente und Werbung zu optimieren, so Sprecher Ramón Gander. Zudem verwende Coop die Daten für «Produktempfehlungen und Kundeninformationen».
Manor: Verkäufe ankurbeln, Werbung verbessern
Manor-Kunden erhalten in der Regel ebenfalls 1 Prozent der Einkaufssumme zurück: pro 500 Franken Einkauf gibts einen 5-Franken-Gutschein. Ab jährlichen Einkäufen von 2000 Franken gibt es pro 500 Franken einen 10-Franken-Gutschein, ab 3500 Franken sogar 15 Franken. Die Rückerstattung geht also bis zu 3 Prozent der Einkaufssumme. Manor verwendet die persönlichen Daten der Kunden laut eigenen Angaben für Verkaufsaktivitäten und Werbung.
Pro Bon, Volg: Einkaufsverhalten wird nicht erfasst
Damit müssen die Sammler von Rabattmarken nicht rechnen. Bei Volg erhalten Kunden pro 2 Franken Einkauf ein 2er-Märkli und pro 10 Franken ein 10er-Märkli. Für die Berechnung wird der Einkauf auf den nächsten Zweifranken-Betrag aufgerundet. Märkli gibt es auf die gesamte Einkaufssumme, also auch für Gebührenmarken oder Postgeschäfte. Für Märkli mit 1000 Franken Einkaufsbetrag erhalten Kunden 10 Franken in bar – also eine Rückerstattung von 1 Prozent. Volg erfasst weder das individuelle Einkaufsverhalten noch die Namen der Kunden.
Rund 1400 Fachgeschäfte – von der Bäckerei über die Drogerie bis zur Textilreinigung – verteilen pro 10 Franken Einkauf einen «Pro Bon». Jedes Geschäft entscheidet selber, ob es den Einkaufsbetrag aufrundet. Einige Läden setzen Treuekarten ein, wo jeder Einkauf – auch unter 10 Franken – eingetragen wird. Eine volle Pro-Bon-Sammelkarte entspricht 440 Franken Einkaufsbetrag und kann gegen 10 Franken in bar eingelöst werden – ohne Angabe von Namen und Adresse. Die Rückerstattung ergibt hier maximal 2,27 Prozent.
Aldi, Denner, Lidl, Spar: Keine Karte, keine Märkli
Die Detailhändler Aldi, Denner, Lidl und Spar verzichten auf Rabattmärkli und Kundenbindungsprogramme. Begründung: Sie setzen lieber auf günstige Preise statt auf ein aufwendiges Bonus-Programm.
Fazit: Kunden sollten sich überlegen, ob sie für geringe Rabatte ihr Einkaufsverhalten offenlegen wollen.