Forscher der Universität Basel und des Basler Universitätsspitals haben erstmals in der Schweiz systematisch die Folgen von Coronaimpfungen untersucht. Das Resultat ihrer Studie, die im letzten November publiziert wurde: Vorübergehende Schädigungen des Herzmuskels kommen häufiger vor als bisher angenommen. Studienautor und Kardiologieprofessor Christian Müller sagt, dass Frauen häufiger als Männer betroffen seien – und nicht primär junge Männer, wie man bislang geglaubt habe.
Heilmittelbehörde stützt sich nur auf Meldungen von Ärzten
Die Heilmittelbehörde Swissmedic ging bislang davon aus, dass bei nur 0,0035 Prozent der Geimpften eine Herzmuskelentzündung auftritt. Die Basler Forscher stellten jedoch bei 2,8 Prozent der Geimpften «milde, vorübergehende Herzmuskelzellschäden» fest. Wie ist diese Differenz zu erklären? Gemäss Müller erfasst Swissmedic nur Meldungen von Ärzten und Betroffenen, führt aber keine eigenen Untersuchungen durch.
Die Basler Forscher dagegen untersuchten das Blut von 777 Studienteilnehmern drei Tage nach der Covidimpfung: 22 davon litten an einer Herzschädigung mit «milden Symptomen» wie Druck auf der Brust, Kurzatmigkeit und Müdigkeit. Nach vier Tagen waren die Blutwerte bei der Hälfte der betroffenen Studienteilnehmer wieder normal.
Drei Monate nach Erscheinen der Basler Studie hatte Swissmedic die Studie weder gelesen noch angefordert. Dies, obwohl medizinische Schwergewichte wie etwa der Infektiologe Manuel Battegay, der in der Covid-Taskforce des Bundes sass, an der Basler Studie mitgewirkt hatten.
Auf Anfrage von saldo rechtfertigt sich Swissmedic mit dem Hinweis, dass man keine Studien berücksichtige, die noch nicht in einem Wissenschaftsmagazin publiziert worden seien. Tatsächlich gelangten die Basler mit ihren Ergebnissen an die Medien, bevor die Studie von einem Fachmagazin begutachtet worden war.
In einem anderen Fall allerdings berücksichtigte Swissmedic die Resultate einer Untersuchung, die ebenfalls noch nicht veröffentlicht worden war: Ende April 2021 berichtete die «Süddeutsche Zeitung», dass israelische Wissenschafter einen möglichen Zu- sammenhang zwischen den Covidimpfungen und Herzmuskelentzündungen untersuchen.
Impfbericht verschweigt neue Studie zu Herzschäden
Am 4. Juni 2021 teilte Swissmedic mit, dass es «seltene Verdachtsberichte» gebe, die auf einen «möglichen Zusammenhang» zwischen Impfung und Herzschäden schliessen liessen. In der Mitteilung stand auch: «Swissmedic erachtet eine Information für medizinische Fachpersonen zum aktuellen Stand der Erkenntnisse als sinnvoll.» Zu dem Zeitpunkt lag die israelische Studie noch nicht vor. Sie wurde erst drei Monate später veröffentlicht.
Inzwischen teilte Swissmedic saldo mit, dass sie im Besitz der Basler Forschungsstudie sei. Im neusten Bericht zu den Impfnebenwirkungen vom 24. Februar berücksichtigte die Bundesbehörde die Ergebnisse allerdings weiterhin nicht.