Seit dem 16. November können Genesene nach einem Antikörpertest ein Corona-Zertifikat erhalten. Es ist 90 Tage lang gültig. Das Zertifikat erleichtert es Genesenen in der Schweiz, die ihre Covid-19-Infektion bisher nicht nachweisen konnten, wieder ein normales Leben zu führen und ins zu Restaurant gehen.
Labor gab Zertifikat erst im zweiten Anlauf
Für das neue Zertifikat müssen Genesene laut Bundesrat «über ausreichend Antikörper verfügen». Auch saldo-Leser Alessandro Paratore aus der Zentralschweiz wollte dieses Zertifikat. Er hatte sich nach eigenen Angaben bereits im März 2020 mit dem Coronavirus angesteckt, konnte damals aber keinen PCR-Test machen, weil er nicht zur Risikogruppe zählte. Am 19. November liess sich Paratore in einem Labor in Luzern auf Corona-Antikörper testen. Das Labor fand zwar Antikörper, es stellte dem Kunden aber kein Zertifikat aus. Begründung: Der Antikörperwert sei zu tief.
Paratore reklamierte beim Labor. Und siehe da: Jetzt erhielt er das Zertifikat. Das freut ihn zwar, doch er fragt sich auch: Kann das Labor machen, was es will? Gibt es keinen Grenzwert für Antikörper, ab dem ein Zertifikat ausgestellt werden muss? Die Antwort lautet: nein. Das bestätigt das Bundesamt für Gesundheit. Es schreibt saldo, es werde aktuell erforscht, ab wann eine Person «ausreichend Antikörper» habe. Bis dahin liege der Entscheid darüber, wann ein Genesenen-Zertifikat ausgestellt wird, bei den Labors.
Auch bei den PCR-Tests schiebt der Bund die Verantwortung auf die Labors ab. Fest steht: Wer positiv auf Corona getestet wird, ist nicht unbedingt krank und auch nicht in jedem Fall ansteckend. Das hängt vom sogenannten CT-Wert ab. Er zeigt die Zahl der Vervielfältigungsschritte an, die nötig sind, bis Viren nachgewiesen werden können. Laut dem St. Galler Infektiologen Pietro Vernazza wurden bei PCR-Tests mit einem CT-Wert von 28 und mehr fast nie ansteckende Viren gefunden («K-Tipp» 5/2021). Im Juni kamen Forscher der Universität Duisburg-Essen zum Schluss, dass positiv Getestete ab einem CT-Wert ab 25 nicht ansteckend sind. Durchschnittlich hätten rund 60 Prozent der Getesteten mit Corona-Symptomen so hohe CT-Werte. Das bedeutet: Drei von fünf positiv Getesteten sind nicht ansteckend.
Erleichterungen bei der Quarantäne gefordert
Die Aargauer Nationalrätin Ruth Humbel (Mitte) wollte vom Bundesrat wissen: Warum legt die Regierung keinen CT-Wert fest, ab dem ein positiver PCR-Test als «irrelevant positiv» gilt und keine Quarantäne mehr nach sich zieht? Zudem forderte sie den Bundesrat auf, die CT-Werte der positiv Getesteten bekanntzugeben. Der Bundesrat hielt in seiner Antwort fest, die CT-Werte würden nicht an den Bund übermittelt, sie könnten darum «nicht zur Verfügung gestellt werden». Und es sei nicht möglich, einen generellen CT-Grenzwert zu definieren, weil die Labors verschiedene Analysemethoden verwenden. Es liege «in der Verantwortung der Labors», den Grenzwert je nach Methode festzulegen.