Dieses Buch startet mit einem «Störenfried»: der Philosophie. So beschreibt der Schweizer Publizist Ludwig Hasler die Funktion seines Fachs und auch seine Rolle in der Pandemie. «Ich bin 77, mit havarierter Lunge. Sogenannt vulnerabel. Zu Beginn des Lockdowns dachte ich: Verdiene ich diesen Schutz? Läden zu, Schulen dicht, Leben einfrieren? Muss ich zum Dank nun mindestens 120 werden?»
Haslers provokative «letzte Fragen» sind ein stimmiger Auftakt zu den folgenden 300 Seiten Manöverkritik. «Der Corona-Elefant» ist ein rechts-, staats- und gesundheitspolitischer Mängelreport. Die CoronaPolitik sei von Alarmismus geprägt, schreibt der Wirtschaftsprofessor Peter Rohner. Beruhigende Fakten, etwa dass «99,87 Prozent der Bevölkerung die Krankheit überleben» oder dass der «Altersmedian bei den Verstorbenen mit 89 Jahren über der mittleren Lebenserwartung» liege, würden in der medial angeheizten Hysterie kaum beachtet.
Weitere Beiträge beschäftigen sich mit dem Fehlen einer tauglichen Krisenorganisation, der Aushebelung rechtsstaatlicher Normen durch die Ausrufung des Notstands oder der «galoppierenden Rechtsetzung», die zu missverständlichen Covid-19-Verordnungen geführt habe, wie Rechtsprofessor Andreas Kley schreibt.
Auch die Wirkung der Corona-Massnahmen wird hinterfragt. «Bei jeder Epidemie gehen Fallzahlen rasch hoch», schreibt Pietro Vernazza, ehemaliger Chefarzt am St. Galler Kantonsspital. Danach fielen sie rasch wieder «etwa gleich steil» ab, «obwohl nur ein kleiner Teil der Bevölkerung die Krankheit durchgemacht» habe. Und weil sich Corona-Viren stetig verändern, sei auch das Konzept der Herdenimmunität «zum Scheitern verurteilt». Denn die «damit verknüpfte Vorstellung einer Elimination des Virus» sei nicht realistisch. Das Buch legt den Finger auf wunde Punkte und gibt Anregungen für die Bewältigung künftiger Krisen.
Konstantin Beck, Andreas Kley, Peter Rohner, Pietro Vernazza (Hrsg.), «Der Corona-Elefant», Versus, Zürich 2022, ca. 36 Franken
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