Der Versicherungsökonom Konstantin Beck fragte sich: «Wer sind eigentlich die Massnahmenskeptiker?» Zur Beantwortung dieser Frage nahm er die Krankheitskosten aller 26 Kantone in den vergangenen 20 Jahren unter die Lupe. Er verglich diese Zahlen mit den Resultaten der Volksabstimmung vom 13. Juni dieses Jahres über das Covid-19-Gesetz.
Resultat: Bei der Höhe der Krankheitskosten blieb die Reihenfolge der Kantone in den vergangenen zwei Jahrzehnten konstant. Jene Stände mit den höchsten Ausgaben nahmen das Gesetz an, die Kantone mit den tiefsten lehnten es ab.
Kritisch hinterfragt werden die Covid-Massnahmen besonders in Appenzell, Uri, Ob- und Nidwalden – dort gibt jeder Einwohner im Durchschnitt rund 2500 Franken im Jahr für seine Gesundheit aus. Deutlich zugestimmt haben die teuersten Kantone Waadt, Jura, Baselland, Neuenburg, Tessin, Genf und Basel-Stadt mit jährlichen Kosten von bis zu 4500 Franken pro Person.
Unterschiedliche Einstellung zum Gesundheitswesen
Diese Unterschiede gehen gemäss Beck ins Geld: Hätten alle Schweizer die Mentalität der Appenzeller, würde die Krankenversicherung pro Jahr nur 25 statt 32 Milliarden Franken kosten. Würden sich alle so verhalten wie die Genfer, kämen die Krankheitsausgaben auf 40 Milliarden Franken pro Jahr zu stehen.
Der Professor der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern kommentiert: Der Grad der Zustimmung zu den Covid- 19- Massnahmen zeige die unterschiedliche Einstellung der Bevölkerung zum Gesundheitswesen. Mit dem Gesundheitszustand der jeweiligen Bevölkerung habe dies nichts zu tun und auch nicht mit der unterschiedlichen Bevölkerungsdichte. So sind die Genfer und Waadtländer gemäss Zahlen der Krankenkassen überdurchschnittlich gesund. Trotzdem besetzen sie punkto Krankheitskosten einen Spitzenplatz. Die Nidwaldner dagegen sind durchschnittlich gesund und gehören zur Gruppe der Kostengünstigsten.
Das heisst: Die Massnahmenkritiker kommen mehrheitlich aus einer Gruppe von Kantonen, die über Jahre in ihrem Gesundheitskonsum eher zurückhaltend ist, während die Befürworter dazu neigen, das Gesundheitswesen überdurchschnittlich zu beanspruchen. Interessant in Bezug auf den Verlauf der Pandemie: «Die coronaskeptischen Kantone weisen seit Beginn der Pandemie 24 Prozent weniger Todesfälle auf, als man aufgrund von Alter und Geschlecht erwarten würde», stellt Konstantin Beck fest, «die befürwortenden Kantone hingegen 13 Prozent mehr.»
Fazit des Professors: «Es gab schon immer markante Unterschiede in der Einschätzung der Schulmedizin und der Beanspruchung des Gesundheitswesens.» Eine «unverhältnismässige, zentralistische Impf- und Zertifikatspolitik» reisse unnötigerweise Gräben auf.