Der Lebensmittelhersteller Zweifel verkauft nicht nur Kartoffelchips, sondern auch Snacks aus Hülsenfrüchten wie Linsen, Bohnen oder Kichererbsen. Zweifel bewirbt seine neue Chips-Marke «Vaya» vollmundig mit dem Spruch «Der ausgewogene Snackgenuss».
Auch andere Hersteller setzen verstärkt auf Hülsenfrüchte. Die Regale der Grossverteiler sind voll von solchen Produkten. Die Hersteller versuchen, sie den Kunden zum Beispiel mit dem Hinweis auf einen tiefen Fettgehalt schmackhaft zu machen.
Doch der saldo-Vergleich von klassischen Kartoffelchips und neun Produkten aus Hülsenfrüchten zeigt: Letztere sind nicht besser für die Gesundheit. Sie enthalten laut den Nährwertangaben ebenfalls viele Kalorien. Bei den Vaya-Chips aus Kichererbsen von Zweifel sind es 424 Kilokalorien pro 100 Gramm, bei den «De Rit Bean Sticks Paprika» aus Pinto-Bohnen sogar 505 (siehe Tabelle im PDF). Ernährungsberaterin Stefanie Bürge vom Spital Uster ZH sagt: «Dieser Wert ist nur minim besser als der von Kartoffelchips.»
Hülsenfrüchte-Snacks enthalten mehr Salz
Die Nature-Kartoffelchips von Zweifel enthalten 552 Kilokalorien. Das liegt vor allem am Fettgehalt: Dieser beträgt 36 Gramm pro 100 Gramm. Chips mit Hülsenfrüchten enthalten bis zu 27 Gramm Fett. Laut der Berner Ernährungsberaterin Ramona Stettler gelten Lebensmittel mit mehr als 10 Gramm als «fettreich».
Die Hülsenfrüchte-Snacks enthalten zudem meist deutlich mehr Salz als Kartoffelchips – die «You Chips Lentils Nature» von der Migros sogar rund drei Mal so viel. Salz lässt bei rund der Hälfte der Bevölkerung den Blutdruck steigen, vor allem bei älteren Leuten (saldo 17/2021). Zudem animiert Salz dazu, mehr zu essen. Darauf weisen einige Studien hin, 2017 auch ein Experiment der Charité-Klinik in Berlin: 20 Personen liessen sich bis zu sieben Monate in einer Raumschiffattrappe einschliessen. Sie erhielten alle das gleiche Essen mit unterschiedlichem Salzgehalt. Je mehr Salz die Teilnehmer assen, desto grösser war ihr Hunger. Die Forscher vermuten, dass der Körper nach Energie verlangt, um den Wasserhaushalt auszugleichen. Der Präventivmediziner David Fäh von der Fachhochschule Bern sagt: «So nützt es wenig, dass die Chips etwas weniger Fett und Kalorien enthalten.»
Auch punkto Nahrungsfasern schneiden Chips aus Bohnen, Linsen und Erbsen kaum besser ab. Eigentlich stecken in Hülsenfrüchten viele dieser gesunden Fasern – bei Kichererbsen 15,5 Gramm pro 100 Gramm, bei Bohnen über 20 Gramm. Fasern helfen dem Darm beim Verdauen, und sie schützen vor Herz-Kreislauf-Krankheiten. Doch in den Chips bleibt von den Fasern wenig übrig. Sie enthalten im Durchschnitt noch 5,6 Gramm pro 100 Gramm. Grund: Neben Hülsenfrüchten sind oft auch noch grössere Mengen an Kartoffel- oder Reismehl in den Produkten enthalten. Lediglich die «Alnatura-Linsenflips» schneiden mit 11 Gramm Fasern überdurchschnittlich gut ab.
«Auf industriell hergestellte Snacks verzichten»
David Fäh sagt: «Wer auf sein Gewicht achten möchte, sollte auf alle industriell hergestellten Snacks verzichten.» Als Apéro empfiehlt er zum Beispiel ungesalzene Nüsse oder Gemüsesticks mit einem Quarkdip. Oder man füllt eine kleine Portion Chips in ein Schälchen und bringt den Beutel danach ausser Sichtweite.
Die Firma Zweifel schreibt, sie bezeichne die «Vaya»-Snacks als «ausgewogen», weil sie nicht frittiert seien und viel Eiweiss und Ballaststoffe enthielten. Die Migros schreibt, Chips mit Hülsenfrüchten seien wie andere Snacks «Genussmittel», die keinen besonderen Gesundheitsanspruch hätten. Sie wolle aber den Salzgehalt in Zukunft reduzieren. Das plant auch der Hersteller der «Eat Real»-Chips. Er schreibt aber auch, dass Salz wichtig sei, um die verschiedenen Mehlsorten zu binden. Der «Eat Real»- Snack werde nur kurz frittiert und nehme deshalb wenig Fett auf. Auch Lidl weist auf den geringen Fettanteil der Linsenchips hin.