Satte 120 000 Franken hätte Thomas Schönbächler, Geschäftsführer der Zürcher Pensionskasse BVK als Lohnerhöhung erhalten sollen. Der Stiftungsrat wollte ihm neu 380 000 Franken pro Jahr auszahlen. Die Versicherten der BVK – die Kantonsangestellten des Kantons Zürichs – erfuhren davon nur zufällig: Der Winterthurer «Landbote» hatte den Lohn öffentlich gemacht.
Die Angestellten in der Schweiz zahlen zwischen 4 und 13 Prozent ihres Einkommens zwangsweise in die zweite Säule ein. Aus diesen Prämien werden auch die Angestellten der Pensionskassen bezahlt. Wie hoch die Löhne in der Chefetage sind, erfahren die Versicherten in der Regel nicht.
Einzig die Publica, die Kasse der Bundesangestellten, gibt den Lohn ihres Chefs schriftlich bekannt. Aber nicht im Jahresbericht, sondern im Kaderlohnreporting des Bundes an National- und Ständerat. PK-Chef Dieter Stohler verdiente 2012 285 000 Franken.
Nur mündlich und vage geben andere öffentliche Pensionskassen Auskunft: «Die Löhne sind ein unternehmerischer Entscheid des Stiftungsrates und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt», sagt Susanne Jäger, Leiterin der Aargauischen Pensionskasse AGPK. Ihr Lohn bewege sich «im Rahmen der obersten Lohnstufe von Aargauer Kantonsangestellten». Das sind rund 280 000 Franken.
Pensionskassen-Chefs von SBB und Post: Ihre Löhne zahlen die Kunden
Jäger verdient damit mehr als viele ihrer Kollegen, wie die saldo-Umfrage zeigt: Die Bernische Pensionskasse zahlt ihrem Leiter Hansjörg Schwander 240 000 Franken. Ernst Welti von der Pensionskasse der Stadt Zürich hat 220 000 Franken Jahressalär. Thomas Zeier von der Luzernischen Pensionskasse erhält 211 000 Franken. Deutlich tiefer liegt der Lohn bei der St. Galler Pensionskasse. Leiter Benedikt Häfliger erhielt 2012 zirka 180 000 Franken.
Die Chefs der Kassen von SBB und Post sind nicht von den Kassen, sondern von den Betrieben angestellt. Markus Hübscher von der SBB-Kasse erhält schätzungsweise 230 000 Franken, Françoise Bruderer Thom von der PK der Post 240 000 Franken. Somit zahlen hier die SBB- und Postkunden die Pensionskassenchefs, nicht die Versicherten.
Keine Transparenz gibt es für Versicherte bei den unabhängigen Sammelstiftungen. ASGA, Profond, PK Pro, Abendrot oder Swisscanto lassen sich nicht in die Bücher blicken. «Für Pensionskassen gibt es keine Verpflichtung, die Löhne der Geschäftsführung bekannt zu geben», so Olaf Meyer von Profond. Swisscanto vermerkt im Jahresbericht immerhin die Gesamtkosten für die Geschäftsleitung – 1,2 Millionen Franken. Auch die Basler Versicherungen, Swiss Life, Allianz, Axa Winterthur und Pax sagen zur Entlöhnung der Geschäftsleiter ihrer Stiftungen nichts.
Für die Versicherten heisst das: Sie können nicht mitbestimmen, was mit ihrem Alterskapital geschieht, und sie erhalten auch keine Informationen dazu. Besonders stossend: Selbst jene, die sich für die Arbeitnehmer einsetzen, wissen nichts: «Die Löhne der Geschäftsleitung waren nie ein Thema», sagt ein Angestelltenvertreter im Stiftungsrat der Swisscanto.
Cheflöhne werden von der Aufsichtsbehörde nicht kontrolliert
Damit wird auch klar, dass von der gesetzlich vorgegebenen Mitbestimmung der Angestelltenvertreter wenig übrig bleibt. Denn oberstes Organ jeder Pensionskasse ist der Stiftungsrat. Dieser muss aus gleich vielen Vertretern des Arbeitgebers und der Angestellten zusammengesetzt werden. Dieser Stiftungsrat stellt auch die Geschäftsführung an.
Weil die Kassen ihre Löhne nicht offenlegen müssen, werden diese nicht kontrolliert. Für die Aargauer Ständerätin Pascale Bruderer ein Ärger: «In der Reform ‹Altersvorsorge 2020› ist die Transparenz bei der Berufsvorsorge ein zentrales Thema. Verbesserungen bei den Löhnen und Verwaltungskosten sind dringend nötig.»
Erst dann wären wohl Exzesse wie bei der BVK nicht mehr möglich. Immerhin: Aufgrund des öffentlichen Drucks erhält BVK-Chef Schönbächler nun «nur» 60 000 Franken mehr. Sprich: Sein Lohn beträgt neu 320 000 Franken.
Für den Ex-Preisüberwacher Rudolf Strahm ist störend: Die Pensionskassen verwalten zwangsgesparte Vermögen der Angestellten, verhalten sich aber wie private Finanzunternehmen.
Besonders stossend ist der Fall der BVK, weil die Kasse mit 2 Milliarden Franken Steuergeldern saniert werden musste. Auch die Guthaben der Versicherten wurden 2013 mit nur 1 Prozent verzinst. Und das bei 7,4 Prozent Rendite.
Hohe Renditen: Versicherte erhalten nur einen Bruchteil
Die Pensionskassen haben wieder ein sehr gutes Jahr hinter sich: Laut ihrem Verband Asip erzielten sie mit den Ersparnissen der Versicherten eine Rendite von durchschnittlich 6,2 Prozent. Deutlich darüber liegt Profond mit 11,8 Prozent. Aber auch die Integral Stiftung mit 8,7, die Migros-Pensionskasse mit 8,4 oder die BVK Zürich mit 7,4 Prozent schnitten letztes Jahr gut ab. Die Stiftung Abendrot kam auf 5,7 Prozent – gleich viel Ertrag erzielte die Pensionskasse der SBB. Die Post war mit 5,36 Prozent leicht schwächer, die Pensionskasse der Bundesangestellten Publica kam nur auf 3,6 Prozent. Zum Vergleich: In der Schweiz nahm der Aktienindex SMI letztes Jahr um 20,1 Prozent zu, der SPI gar um 24,6 Prozent.
Die Versicherten erhalten nur einen kleinen Teil der Erträge: Meist wird ihr Altersguthaben mit dem gesetzlichen Mindestzins (1,5 Prozent) verzinst. Mit gutem Beispiel voran geht Profond: Sie schrieb den Versicherten letztes Jahr 3,5 Prozent gut.