Die 37 000 Bundesangestellten sind mehrheitlich mit ihrer Arbeit zufrieden. Rund ein Viertel von ihnen findet aber, für ihre Leistung nicht gut genug bezahlt zu werden. Das zeigt die Personalbefragung 2017. Die Mitarbeiter bewerten ihren Lohn «signifikant schlechter» als 2014. Trotzdem suchen nur gerade drei Prozent pro Jahr ihr Glück bei einem anderen Arbeitgeber.
Kein Wunder, denn der durchschnittliche Jahresbruttolohn für eine Vollzeitstelle (Grundlohn und Ortszuschlag) stieg gemäss dem Eidgenössischen Personalamt zwischen 2005 und 2017 von 103 260 Franken auf 121 224 Franken. Das entspricht einem Lohnsprung von 17,4 Prozent – von einem durchschnittlichen Monatslohn von 7943 Franken auf 9325 Franken, dreizehnmal zahlbar. Grund für den Lohnanstieg sei, so das Personalamt, dass immer mehr «hochspezialisierte und entsprechend bezahlte Stellen» geschaffen worden sind.
Staatssekretäre und Armeechef sind die Topverdiener
Ein direkter Vergleich mit der Privatwirtschaft ist nicht möglich. Der Bund publiziert für den privaten Sektor keine Durchschnittslöhne, sondern Medianlöhne. Das sind jene Löhne, bei denen je die Hälfte der Angestellten darüber oder darunter liegt. Zwischen 2004 und 2014 stieg der Medianlohn der privat Angestellten von 5500 Franken pro Monat auf 6189 Franken, inklusive aller Zulagen und Provisionsanteile – ein Plus von 12,5 Prozent.
Die Bundesangestellten sind in 38 Lohnklassen eingeteilt. Die Hälfte der Staatsdiener erhält den Maximallohn ihrer Lohnklasse – mal 13. Die Skala reicht von Fr. 4768.35 Franken brutto pro Monat bis Fr. 29 079.50 – ohne Zulagen. In die niedrigste Klasse fallen beispielsweise Reinigungskräfte. Zu den Topverdienern gehören Staatssekretäre und der Armeechef. Die Löhne von Bundesräten liegen über diesen Lohnklassen. Ein Bundesrat verdient 475 000 Franken im Jahr; oder 13 Mal Fr. 36 538.50. Die Lohnklassen definieren nur den Basislohn. Die Bundesangestellten erhalten viele zusätzliche Leistungen.
Bei guter Bewertung zusätzlich bis zu 2,5 Prozent mehr Lohn
Ortszuschlag: Zwei Drittel der Staatsdiener erhalten den höchsten Betrag von 5538 Franken pro Jahr. Das gilt für die Putzfrau wie den Staatssekretär. Thomas Schmutz, Vizedirektor beim Eidgenössischen Personalamt, findet das in Ordnung: «Wenn der Kaffee in Zürich teurer ist als in Kreuzlingen, dann ist er das für alle, unabhängig von der Höhe des Verdienstes.» Die Gesamtkosten für den Steuerzahler pro Jahr: 140 Millionen Franken.
Lohnerhöhungen: 80 Prozent der Bundesangestellten erhielten in den vergangenen Jahren bei der Personalbeurteilung ein «gut», 15 Prozent ein «sehr gut». Wer im Herbst 2018 die Bewertung «gut» bekommt, hat im nächsten Jahr 1,5 bis 2,5 Prozent mehr Geld auf dem Lohnkonto. Bei einem «sehr gut» gibt es 3 bis 4 Prozent mehr. Die Hälfte aller Mitarbeiter geht diesbezüglich allerdings leer aus – weil sie bereits den Maximallohn ihrer Lohnklasse erreicht hat.
Leistungsprämien: 30,4 Prozent des Bundespersonals bekamen 2017 dank der Beurteilung «gut» oder «sehr gut» zusätzlich Leistungsprämien von durchschnittlich 2346 Franken pro Jahr. Kosten für den Steuerzahler: 25 Millionen Franken.
Familienzulage: Der Bund zahlt eine Familienzulage aus, die höher ist als die übliche Kinder- oder Ausbildungszulage der Kantone. Bei einem Kind macht der zusätzliche Zustupf zwischen 1700 und 2000 Franken pro Jahr aus. Die Gesamtkosten sind für den Steuerzahler nicht ersichtlich. Das Personalamt schreibt: «Wenn wir diese Positionen auswerten müssten, würden wir die Kosten dafür saldo verrechnen müssen.»
Externe Kinderbetreuung: Bis zu einem Bruttohaushaltseinkommen von 240 000 Franken im Jahr erhalten Mitarbeiter des Bundes Geld für die Kosten der Kinderbetreuung.
Beispiele: Wer bis zu 240 000 Franken brutto verdient, bekommt die Hälfte der Kosten für die Kinderkrippe rückvergütet. Bei einem Einkommen von 100 000 Franken werden den Angestellten 65 Prozent erstattet, und bei einem Einkommen von unter 55 000 Franken übernimmt der Staat die ganzen Kosten. Der Steuerzahler berappt es – mit jährlich 11 Millionen Franken.
Insgesamt kamen die Steuerzahler letztes Jahr so für 5,5 Milliarden Franken an Ausgaben für das Bundespersonal auf. 2005 waren es mit 4,3 Milliarden Franken noch rund 28 Prozent weniger.
Bundesbeamte fliegen gerne Business
Selbst auf kurzen Europaflügen wird die teure Klasse gebucht.
Der Bund gab 2016 für Flugreisen seiner Angestellten insgesamt 14,4 Millionen Franken aus. Das geht aus den Geschäftsberichten der Bundesreisezentrale hervor. Diese organisiert die Flüge.
Laut der Verordnung des Finanzdepartements müssen Bundesangestellte bis zu einer Flugdauer von vier Stunden «die kostengünstige Economy-klasse» wählen. Für Flüge über vier Stunden gilt: Mit Zustimmung der zuständigen Stelle dürfen sie in der Businessklasse buchen.
In manchen Abteilungen wird diese Zustimmung sehr gerne erteilt. Angestellte von Doris Leuthards Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) wählten in 80 Prozent der über vierstündigen Flüge die Businessklasse.
Auch beim Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung gönnte man sich bei 65 Prozent der Interkontinentalflüge die teurere Businessklasse, beim Finanzdepartement in 55 Prozent der Fälle.
Das Verteidigungs-, das Aussen- und das Justizdepartement zeigen, dass es auch anders geht. Dort waren die Angestellten 2016 auf Interkontinentalflügen mehrheitlich in der günstigeren Economy-Klasse unterwegs.
Pikant: Sämtliche Departemente fliegen auch Europa-Destinationen in der Businessklasse an, obwohl das laut Vorschriften nicht vorgesehen ist. Beim Uvek waren das Destinationen wie Lissabon, Barcelona, Brüssel, Wien oder Paris.