Bund zahlte für Covid-Impfstoffe mindestens 1,5 Milliarden Franken
Das Bundesamt für Gesundheit verschweigt beharrlich, wie viele Steuerfranken es für die Corona-Impfungen ausgab. Dank Zahlen aus Deutschland lassen sich die Schweizer Ausgaben aber schätzen.
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saldo 03/2023
21.02.2023
Letzte Aktualisierung:
22.02.2023
Eric Breitinger
Das Bundesamt für Gesundheit beantwortet Fragen nach seinen Ausgaben für die Corona-Impfstoffe schmallippig: «Diese Angaben sind vertraulich.» Auch in den inzwischen veröffentlichten Kaufverträgen des Bundes mit den Impfstoffherstellern sind sämtliche Passagen zu Preisen geschwärzt. Grund: Der Bund sicherte den Herstellern in den Verträgen Vertraulichkeit zu (
Das Bundesamt für Gesundheit beantwortet Fragen nach seinen Ausgaben für die Corona-Impfstoffe schmallippig: «Diese Angaben sind vertraulich.» Auch in den inzwischen veröffentlichten Kaufverträgen des Bundes mit den Impfstoffherstellern sind sämtliche Passagen zu Preisen geschwärzt. Grund: Der Bund sicherte den Herstellern in den Verträgen Vertraulichkeit zu («K-Tipp» 15/2022). Mit anderen Worten: Die Bevölkerung darf nicht wissen, wie viel sie für die Impfstoffe zahlte.
Jetzt veröffentlichten die deutschen TV-Sender NDR und WDR sowie die «Süddeutsche Zeitung» erstmals detailliert, wie viel Geld die deutsche Bundesregierung für Corona-Impfstoffe ausgab. Sie zahlte für eine Dosis des britischen Astra-Konzerns Fr. 2.40. Eine Dosis des Impfstoffs des US-Konzerns Moderna kostete im März 2021 rund 33 Franken und eine Dosis von Pfizer-Biontech im September 2021 Fr. 25.20.
Die Zahlen zeigen auch: Moderna und Biontech nutzten die Pandemie, um ihre Preise 2021 zu erhöhen. Noch im Dezember 2020 hatten sie für eine Dosis 50 Prozent weniger verlangt.
Der Bund kaufte vier Mal so viele Dosen wie benötigt
saldo berechnete mit Hilfe der deutschen Preise, wie viel die Schweizer mindestens für die Impfstoffe zahlten. Wahrscheinlich waren die Preise für die Schweiz aufgrund kleinerer Bestellmengen für eine Einzeldosis höher als in Deutschland. Zudem sind patentgeschützte Medikamente laut Preisvergleichen in der Schweiz teurer als in Deutschland.
saldo ging bei seinen Berechnungen trotzdem von gleich hohen Preisen wie in Deutschland aus. Die Angaben zu den Bestellmengen stammen vom Bundesamt für Gesundheit. Die Ergebnisse:
- Der Bund überwies für die Covid-Impfstoffe mindestens 1,5 Milliarden Franken. Bis Ende 2022 kaufte er für 1,3 Milliarden ein, dieses Jahr bisher für 183 Millionen Franken.
- Sechs Millionen Schweizer liessen sich bis heute durchschnittlich drei Mal impfen. Insgesamt verbrauchten sie rund 17 Millionen Dosen. 2,5 Millionen Bürger liessen sich nicht impfen. Der Bund bestellte jedoch für jeden Einwohner fast acht Dosen Impfstoff – total 65,8 Millionen Dosen. Das war viel zu viel: Bis Anfang 2023 vernichtete der Bund 9,3 Millionen abgelaufene Dosen im Wert von mindestens 200 Millionen Franken. Weitere Chargen, die entsorgt werden müssen, werden folgen.
Patrick Durisch von der Nichtregierungsorganisation Public Eye kritisiert: «Der Bund verschleuderte viele Steuergelder.» So habe sich zum Beispiel rasch gezeigt, dass sich rund ein Drittel der Bevölkerung gar nicht impfen lassen wollte.