Reparieren heisst verstehen. Wer eine kaputte Maschine zum Laufen bringt, weiss danach, wie sie funktioniert. Mehr noch: Beim Flicken entsteht eine Wertschätzung jenen gegenüber, die das Gerät oder Werkstück erfunden oder hergestellt haben.
Davon ist Wolfgang H. Heckl überzeugt. Heckl ist Physiker, Direktor des Deutschen Museums in München und vor allem enthusiastischer Gegner der Wegwerfkultur. Auf 234 vergnüglich zu lesenden Seiten breitet er eine Palette von konkreten Massnahmen aus, was dagegen zu tun ist.
Zum Beispiel: Selber anpacken! Heckl macht es vor. Er hat einen Monat lang notiert, was er geflickt und repariert hat – eine beeindruckende Liste: Er hat die Scharniere der Türen des Badezimmerschranks geölt, sein Tablet aufgeschraubt und einen Ersatzakku eingebaut oder die Zündkerzen beim Rasenmäher gereinigt.
Die fiesen Tricks der Industrie
Die Hersteller von Smartphones, Druckern, Fernsehgeräten, Fotokameras bauen bei einzelnen Bestandteilen oft ein «Verfalldatum» ein (siehe saldo 5/12, 7/13). Heckl macht jenen Mut, die vor solchen fiesen Tricks der Industrie nicht kapitulieren. Gleichzeitig plädiert er für eine Wirtschaft, die Ressourcen schont. Die Kritik trifft nicht nur Hersteller, sondern auch Konsumenten. Sein Tipp: Bereits beim Kauf auf Verarbeitung und Materialien schauen.
Defekt heisst nicht unbrauchbar, sagt Heckl. Auch wer über zwei linke Hände verfügt, kann unter Anleitung, ausgestattet mit der nötigen Zeit und Geduld, Wunder vollbringen. Zum Beispiel indem er sich auf Youtube ein entsprechendes Reparaturvideo anschaut oder in ein sogenanntes Repair Café geht. Einfach den defekten Toaster, Föhn oder Stuhl unter den Arm klemmen – im Repair Café helfen Profis.
Solche Werkstätten gibt es in der Schweiz unter anderem in Basel, Bern, Schaffhausen und Zürich (www. konsumentenschutz.ch/repaircafe/schweizer-repair-cafes).
Wolfgang M. Heckl, «Die Kultur der Reparatur», Hanser, ca. Fr. 15.–