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Die Vergabe von Klein- und Kleinstkrediten an Menschen, die keinen Zugang zu den Finanzsystemen haben, ist ein von globalen Erschütterungen kaum berührter Markt. Denn das Geschäftsmodell baut auf der lokalen Wirtschaft auf. Selbst in den Jahren der Finanz- und Bankenkrise verzehnfachten sich die von Mikrofinanzfonds verwalteten Vermögen – von 1,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2005 auf über 13 Milliarden Dollar im letzten Jahr.
Die Ausfallrate ist minim
Das Buch «Small Money – Big Impact» räumt mit Vorurteilen gegenüber der Vergabe von Krediten an Arme auf. Einkommensschwache könnten Kredite nicht zurückzahlen, Hungernde würden das Geld für Konsumbedürfnisse verwenden, statt in nachhaltige Geschäftstätigkeiten zu investieren – grundfalsch, schreiben die Autoren: «Die Ausfallrate von Mikrokrediten ist verschwindend klein.» Nur 1 bis 2 Prozent der Kreditnehmer sind mehr als 90 Tage in Zahlungsrückstand.
Die Autoren nennen verschiedene Gründe für die hohe Zahlungsmoral. Die Kreditnehmer verfügten über ein Vertrauensnetzwerk, bestehend aus Familienangehörigen und Freunden, die sich gegenseitig unterstützten. Auch wüssten sie, dass sie kaum einen zweiten Kredit erhalten, wenn sie die Zinsen des ersten nicht begleichen. Zudem gehen zwei Drittel der Mikrokredite an Frauen. Sie sind risikoscheuer und disziplinierter als Männer.
Privatinvestoren haben wie bei andern Anlagen die Möglichkeit, in festverzinsliche oder Aktien-Mikrofinanzfonds zu investieren. Die Verwaltungskosten dieser Fonds liegen zwischen 2 und 4 Prozent und sind damit höher als bei traditionellen Fonds.
Die Autoren bezeichnen die Mikrofinanz als «Win-win-win»-Markt. Die Kreditnehmer erhalten Zugang zu Kapital. Sie schaffen Arbeitsplätze. Die Investoren machen Profit. Sollten die Autoren diesen Markt zu positiv darstellen, dürfte es daran liegen, dass beide in führenden Positionen beim Marktteilnehmer BlueOrchard tätig sind.
Peter Fanconi, Patrick Scheurle, «Small Money – Big Impact. Mikrofinanz: Leben ohne Armut»,
Verlag NZZ, 291 Seiten, ca. Fr. 39.–
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