Die schwerreiche Rockefeller-Stiftung in den USA kündigte vor kurzem an, ihre Aktien von Öl- und Kohlekonzernen abzustossen. Die Stiftung «zum Wohl der Menschheit auf der ganzen Welt» setzt nun auf Öko. «Zeit»-Redaktorin Christiane Grefe wundert das nicht. In ihrem neuen Buch schildert sie, wie die neue «Bioökonomie» die alte «fossile» Industrie ablöst.
Das Konzept ist einfach: Ingenieure, Forscher und Unternehmer wollen Öl und andere heikle Materialien in Produkten durch pflanzliche und tierische Rohstoffe ersetzen.
Mit Hightechmethoden schicken sie sich an, aus Abfällen, Algen, Bakterien und Pilzen Energie, Sprit, Baustoffe, Textilien und Alltagsprodukte zu machen. Zum Beispiel Pullover aus Milch, Glace aus Blumen (Lupinen) oder Waschmittel aus Bakterien. Grüne Bauern sollen künftig Schädlinge mit Pilzen statt mit Glyphosat bekämpfen.
Diese Umstellung soll den Klimakollaps verhindern, Ressourcenengpässe abwenden, die Wirtschaft ankurbeln und alle Menschen gesund ernähren. Immerhin hat allein die EU bisher riesige Summen in die Forschung investiert. Auch die Schweiz steht nicht abseits: Über 200 Firmen forschen im Bereich der medizinischen Biotechnologie unter anderem an neuen Medikamenten.
Auch die Bioökonomie stösst an Grenzen
Doch das Buch zeigt auch: Das meiste spielt sich im Kopf von Forschern und im Labor ab. Es gibt erst wenige Produkte. Und es bleibt offen, ob sich tatsächlich Strom aus Stroh oder Kerosin aus Algen gewinnen lässt. Die andere Frage ist, ob es das wirklich braucht. Was ist gewonnen, wenn Rennautos mit Rapsöl fahren? Die Ökobilanz von «Biosprit» ist schlechter als die Ökobilanz fossiler Brennstoffe. Und verzögern neue Biotech-Produkte nicht grundlegende Reformen, etwa die Abkehr vom Wachstumsgedanken?
Grefe hakt in ihren Interviews oft kritisch nach und lässt in Streitgesprächen Skeptiker zu Wort kommen. Am Ende stellt sie klar: Auch die Bioökonomie stösst bald an wirtschaftliche und biologische Grenzen. Denn die Ressourcen sind begrenzt.
Christiane Grefe, «Global Gardening», Verlag Antje Kunstmann, ca. Fr. 32.–