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Der mittelalterliche Pranger erlebt in digitaler Form ein fragwürdiges Comeback. Oft sind die Beschämungen einer Person durch den Internetmob völlig unangemessen. Dabei können Pranger und Schamgefühle eigentlich viel Gutes bewirken, schreibt die US-Professorin Jennifer Jacquet. Effektive Beschämung soll jedoch weder demütigen noch ausgrenzen, sondern Verbesserungen erwirken: Umweltschützer gehen mit auf Thunfischfang und veröffentlichen danach Videos der Abschlachterei. Das bewirkt einen Verkaufseinbruch von nicht zertifiziertem Thunfisch.
Doch die Unternehmen sind schlau und entziehen sich der Beschämung, indem sie kraftlose neue Labels mitgründen, schreibt Jacquet. Diese nehmen den Konsumenten das schlechte Gewissen, bringen aber keine Verbesserung der Fischfangverfahren oder der Produktionsbedingungen. Die Autorin erklärt die Tücken und Taktiken im Umgang mit der Scham verständlich und zeigt anhand eindrücklicher Beispiele die Macht des angeblich verstaubten Gefühls.
Jennifer Jacquet, «Scham. Die politische Kraft eines unterschätzten Gefühls», S. Fischer, ca. Fr. 27.–
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