Hausbesitzer montieren Sonnenkollektoren und isolieren Fassaden. Firmen motivieren ihre Mitarbeiter, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu kommen. Regierungen subventionieren den Kauf von sparsamen Autos und proklamieren die 2000-Watt-Gesellschaft. Das alles signalisiert: Wir tun etwas gegen den Klimawandel und die Umweltzerstörung. Doch der Blick auf die Fakten zeigt, es nützt nichts: 1992 betrug der CO₂-Ausstoss 22 Milliarden Tonnen. 2012 waren es 34 Milliarden Tonnen. Gemäss Kyoto-Protokoll hätte der Ausstoss auf 21 Milliarden Tonnen sinken müssen.

«Nicht Belehrung oder Überredung», sondern «Aufklärung» sei das Ziel seines Buches, sagt Risikoforscher Ortwin Renn, Professor für Umwelt- und Techniksoziologie an der Universität Stuttgart. So listet er akribisch auf, was alles falsch läuft. Und er zeigt: Was auf den ersten Blick bedrohlich erscheint, ist oft kein wirklich grosses Risiko. Beispiel Krebs: Passivrauchen ist zwar unangenehm, jedoch vergleichsweise ungefährlich. Das Risiko, an Krebs zu erkranken, ist bei einem täglichen Sonnenbad 471 Mal höher. 

Renn liefert viele Zahlen und Fakten, bleibt dabei aber verständlich, auch dank vieler Grafiken und Tabellen. Wer mehr wissen will, findet auf der Website des Verlags rund 200 Seiten Anmerkungen und Exkurse. 

Didaktisch geschickt endet jedes Buchkapitel mit ­einem Fazit und persönlichen Handlungsanleitungen «auf dem Weg zu einem nachhaltigen Lebensstil». Etwa diese: Über das persönliche Kaufverhalten «die richtigen Signale zu setzen». Sprich, auch manchmal Verzicht zu üben.

Ortwin Renn, «Das Risikoparadox», Fischer, ca. Fr. 21.–