Peter Laufer, US-amerikanischer Journalist und Dokumentarfilmer, stutzt: Die in einem Lebensmittelladen im US-Bundesstaat Oregon gekaufte Packung Bio-Baumnüsse stammt aus Kasachstan. Laufers Frau kauft eine Dose schwarze Bio-Bohnen aus Bolivien. In beiden Herkunftsländern herrschen Armut und Korruption. 

Laufer will wissen: Was geschieht von der Anpflanzung bis zur Verarbeitung und Verpackung? Was passiert beim Transport zur Verkaufsstelle? Wer zertifiziert die Lebensmittel als Bio-Ware? Können Konsumenten Bio-Siegeln trauen

Interessenkonflikte bei Zertifizierungsstellen

Ein Jahr lang trifft Laufer Hersteller, Händler und andere Akteure in den USA, Europa und Südamerika. Seine Erkenntnis: Es gibt keine Transparenz in der ­internationalen Bio-Lebensmittelwirtschaft. Diese ist anfällig für Betrugsdelikte: Offizielle Urkunden, welche die Bio-Qualität eines Produkts belegen, sind einfach zu fälschen. Zertifizierungsstellen sind gewinnorientierte Unternehmen. Sie verdienen Geld, indem sie ihr Gütesiegel auf Bio-Ware drücken. Das führt zu Interessenkonflikten. 

Peter Laufer findet keine Hinweise für den Anbau von Bio-Baumnüssen in ­Kasachstan. Weitere Recherchen bei der Zerti­fizie­rungs­stelle geben ihm recht. Es gibt keine Bio-Baumnüsse. Rechtliche Folgen hat der Betrug nicht.

Immerhin: Am Ende des Buches steht der Autor mit dem bolivianischen Bauern der Bio-Bohnen auf dessen Feld. Doch glücklich ist der Journalist nicht. Er sieht die prekären Umstände, unter denen die Bohnen pro­duziert werden: kein Strom, rationiertes Trinkwasser, viel Handarbeit.

Das Buch zeigt Schwachstellen der internationalen Bio-Lebensmittelwirtschaft schonungslos auf und ermuntert die Leser, beim Einkaufen skeptisch zu sein – auch bei Bio.

Peter Laufer, «Bio? Die Wahrheit über unser Essen», Residenz Verlag, ca. Fr. 28.–