Buchtipp: Klima bald nicht mehr zu retten
Der Klimakiller CO2 bedroht die Welt. Für eine Politik der kleinen Schritte ist es bald zu spät. Die Autorin Naomi Klein plädiert für eine Neuorganisation der Weltwirtschaft.
Inhalt
saldo 06/2015
01.04.2015
Roland Gysin
Die kanadische Journalistin und Bestsellerautorin Naomi Klein sieht die Zukunft in düsteren Farben. Das Klima ändere sich rasant. Der weltweite CO2- Ausstoss sei von 1990 bis 2013 um 61 Prozent gestiegen. Schuld sei das «verschwenderische Verbrennen fossiler Energieträger».
«Kampf zwischen dem Kapitalismus und der Erde»
Ebenso klar ist für Klein die Lösung: Es braucht eine ressourcenscho...
Die kanadische Journalistin und Bestsellerautorin Naomi Klein sieht die Zukunft in düsteren Farben. Das Klima ändere sich rasant. Der weltweite CO2- Ausstoss sei von 1990 bis 2013 um 61 Prozent gestiegen. Schuld sei das «verschwenderische Verbrennen fossiler Energieträger».
«Kampf zwischen dem Kapitalismus und der Erde»
Ebenso klar ist für Klein die Lösung: Es braucht eine ressourcenschonende Umgestaltung der Wirtschaft, «und zwar auf gerechte Art und Weise, sodass die Schwachen geschützt werden und die Verantwortlichen den Grossteil der Last tragen».
Beim Kampf gegen den Klimawandel geht es für Klein im Grunde um den «Kampf zwischen dem Kapitalismus und der Erde». Denn Öl- und Energiekonzerne sowie Banken und Versicherungen im Verbund mit Politikern seien an Änderungen nicht interessiert. Die fünf grössten US-Ölproduzenten strichen zwischen 2001 und 2010 Gewinne von 900 Millionen Dollar ein. Das ist gemäss Klein nur möglich, weil sie die Kosten für die Entsorgung ihres Drecks auf die Allgemeinheit abwälzen.
2011 hat die Uno ausgerechnet, wie viel es kostenwürde, die Klimakatastrophe abzuwenden. Sie kam auf einen jährlichen Betrag von 1900 Milliarden Dollar für die nächsten vierzig Jahre. Das tönt nach viel. Doch der Betrag wäre schnell zusammen. Gemäss dem EU-Parlament würde eine «geringfügige Finanztransaktionssteuer» auf den Handel von Finanzprodukten weltweit 650 Milliarden Dollar pro Jahr einbringen. Weitere 325 Milliarden Dollar die Kürzung der Militärhaushalte um 25 Prozent der zehn Länder mit den grössten Ausgaben.
Zur Durchsetzung solcher Vorschläge braucht es laut Klein eine Revolution – vergleichbar mit der Abschaffung der Sklaverei in den USA, der Befreiung afrikanischer Länder vom Kolonialismus oder dem Niederreissen des Eisernen Vorhangs.
Klein denkt in grossen Dimensionen, doch verliert sie nie den Überblick und bleibt bei den Fakten. Das macht ihre Streitschrift «gegen den zügellosen Kapitalismus» lesenswert.
Naomi Klein, «Die Entscheidung Kapitalismus vs. Klima», Fischer, ca. Fr. 32.–