Das weltweite Netz ist ein Traum – zumindest auf den ersten Blick: Seine Nutzer können kostenlos Musik herunterladen, günstig Bücher kaufen und ihre Meinungen oder Fotos mit Millionen von anderen Leuten teilen.
Der Internetexperte Andrew Keen aus den USA zeigt in seinem Buch «Das digitale Debakel», wohin diese angeblichen Vorteile führen. Sein Fazit: Den grossen Profit machen Internetgiganten wie Google und Facebook.
Keen entlarvt den Mythos, dass das Internet Arbeitsplätze schaffe. Facebook und Google erzielen ihre Milliardengewinne mit wenigen Angestellten. Der Grund: Der eigentliche Wert solcher Firmen sind die privaten Daten ihrer Benutzer. Wer mit Google im Internet recherchiert oder Bekanntschaften auf Facebook pflegt, leistet Gratisarbeit, indem er die Unternehmen mit Informationen versorgt. Diese Gratisinformationen verkaufen sie an Drittfirmen, damit diese entsprechende Werbung platzieren.
Amazon gebärdet sich wie ein Monopolist
Auch der Internetbuchhändler Amazon kommt bei Andrew Keen schlecht weg. Seine Kritik: Das Unternehmen handle zunehmend wie ein Verlagsmonopolist. Kleinverleger, die sich nicht an die straffen Rabatt- und Zahlungsvorgaben halten, sollen laut Amazon-Chef Jeff Bezos gejagt werden, «wie ein Gepard eine kranke Gazelle» zu Tode hetzt.
Ein weiteres Problem: Im Internet kann jede Person jeden Text und jedes Bild veröffentlichen – auch Propaganda. Während des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Jahr 2014 beauftragten beide Seiten grosse Teams, um auf Twitter, Facebook und Youtube ihre Darstellungen zu veröffentlichen.
Autor Keen hält nichts davon, dass Internetriesen wie Google & Co. ihre Geschäfte eigenständig regulieren. Er plädiert vielmehr für strenge Gesetze und Sanktionen. Sie sollen die Datensammelwut dieser Unternehmen eindämmen. Von den Nutzern des Internets fordert Andrew Keen mehr Eigenverantwortung. Es gibt nichts umsonst, betont er, am allerwenigsten im Internet.
Andrew Keen, «Das digitale Debakel», Deutsche Verlags-Anstalt, ca. Fr. 30.–
Internet: Private Daten sind das eigentliche Kapital