Wer hat das Sagen in der Schweiz? Ist es das Volk, das an der Urne Ja oder Nein sagen darf? Sind es die Politiker, internationale Konzerne, Banken und Versicherungen, das Gewerbe, Gewerkschaften oder die Verwaltung? 
Der Basler Soziologieprofessor Ueli Mäder hat sich auf Spurensuche gemacht. Dazu haben er und seine Mitarbeiter gut 200 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Verbänden, Gewerkschaften und der Verwaltung interviewt. 

Viele Interviewte sprechen Klartext: Etwa Ex-Vizebundeskanzler Oswald Sigg. Er sagt, er habe «grosse Probleme mit der direkten Demokratie». Sie sei ein «politisches Kulturdenkmal wie das Bundeshaus». Sigg plädiert dafür, grossen Parteien die Volksinitiativen zu verbieten. Viele Volksinitia­tiv­en seien nicht mehr als ein «Wahlmarketinginstrument». 

Deutlich auch die Worte von Esther Girsberger, Journalistin und Ex-Kommunikationschefin von Novartis: Die Macht der Pharmakonzerne sei «enorm gross». Das zeige sich zum Beispiel bei den hohen Medikamentenpreisen. «Da ist das Lobbying massiv und wirkungsvoll.»

«Die Unabhängigen sind mittlerweile sehr dünn gesät in diesem Parlament», brachte es der 2014 verstorbene Glarner SVP-Ständerat This Jenny in einem Zeitungsinterview auf den Punkt. 2011 sassen die National- und Ständeräte insgesamt in «über 2000 Verwaltungsräten, Stiftungen und anderen Gremien». 

Im hinteren Teil des Buches folgen fünf «Fallstu­dien», unter anderem über den «Bankenstaat». Überzeugend legt der Autor zusammen mit dem Soziologen Peter Streckeisen dar, wie die Banken auf Druck aus dem Ausland die Selbstaufsicht aufgeben mussten. Ab 2009 übernahm die Finanzmarktaufsicht Finma das Zepter. Das habe allerdings wenig daran geändert, dass der Ruf der Banken «weiterhin angeschlagen ist – angesichts der nicht abreissenden Serie neuer Fälle von Marktmanipulationen und Steuerhinterziehung».

Leider hat das Buch kein Namensregister. Damit wären Querverbindungen zwischen Personen, Firmen und Organisationen ersichtlich.

Ueli Mäder, «macht.ch»,Rotpunktverlag, ca. Fr. 39.–