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Die Schlagzeile in der US-Tageszeitung «New York Times» schlug ein wie ein Blitz: «Höhere Kohlendioxidbelastung wohl Grund für die Klimaerwärmung». Der Artikel erschien am 18. Oktober 1956 und griff eine Theorie auf, die bereits in den 1860er-Jahren entwickelt worden, aber erst unter Wissenschaftern ein Thema war.
Die globale Temperatur sei inzwischen um ein weiteres Grad gestiegen, schreibt der britische Politologe Ben Ansell, und die Gesellschaft könne sich nicht mehr hinter Unwissenheit verstecken: «Wenn die Katastrophe jetzt auf uns zurollt, was in aller Welt haben wir in den letzten 70 Jahren getrieben?»
Kein unabwendbares Schicksal
Anhand vieler Beispiele zeigt der Professor an der britischen Universität Oxford, warum sich die Politik bei der Bewältigung grosser Krisen oft so schwertut. «Demokratie, Gleichheit, Sicherheit, Solidarität und Wohlstand sind etwas Grossartiges», so Ansell. Doch Eigeninteressen würden die Menschen in «politische Fallen» tappen lassen, die das Erreichen kollektiver Ziele erschweren. «Wir wollen Gleichheit, aber unseren eigenen Wohlstand nicht antasten. Wir streben nach Sicherheit, aber nur, wenn sie unsere Freiheit nicht einschränkt.»
Doch diese Fallen der Politik seien kein unabwendbares «tragisches Schicksal», schreibt der Autor. Durch mehr politische Bildung und eine bessere Einbindung der Bürger in die Entscheidungsprozesse liesse sich Demokratie wirksamer gestalten.
Gerechtere Steuersysteme könnten die Ungleichheit verringern und den Wohlstand aller vergrössern. Und die Stärkung von Justiz und Presse, den stärksten Instanzen gegen Machtmissbrauch und Korruption, erhöhe die Glaubwürdigkeit der Politik. Das Buch ist auch ein Pamphlet gegen die Kritiker von Demokratie und Rechtsstaat. Demokratische Politik ist laut Ansell trotz ihrer oft «ungewissen Versprechen» besser geeignet, grosse Probleme zu lösen, als Demagogie von rechts und links, die mit «falschen Versprechen» die Institutionen unterwandere.
Ben Ansell, «Warum Politik so oft versagt», Siedler, München 2024, 480 Seiten
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