Rund zwei Drittel der Erdoberfläche ist mit Wasser bedeckt. Knapp drei Prozent davon sind Trinkwasser – und nur gerade ein Zehntel davon ist für den Verbrauch zugänglich. Theoretisch reicht das für rund 20 Milliarden Menschen.
Doch das Wasser ist ungleich verteilt. Rund 3,6 Milliarden Menschen sind aufgrund des Bevölkerungswachstums und des Klimawandels von Knappheit bedroht, schreibt der deutsche Journalist Jürgen Rahmig in seinem neuen Buch. «Weltweit wird heute sechs Mal so viel Wasser verbraucht wie noch vor 100 Jahren.»
Anhand vieler Beispiele zeigt Rahmig, wie immer mehr Regionen der Welt zu Wüsten werden. Wie etwa das Ogalalla-Aquifer im Mittleren Westen der USA, der grösste Grundwasserspeicher des Landes, allmählich versiegt. Oder wie der Iran «langsam verdurstet» und die Wasserknappheit in der peruanischen Zehn-Millionen-Metropole Lima zu bedrohlichen sozialen Spannungen führt.
Im Jahr 2100 sind Alpengletscher geschmolzen
Die Wasserknappheit erhöht auch die Gefahr von Kriegen zwischen Ländern. So etwa im Nahen Osten, wo Saudi-Arabien Grundwasser aus immer grösseren Tiefen holt und dem Nachbarland Jordanien das Wasser abgräbt. Oder im Gebiet rund um die Flüsse Euphrat und Tigris, wo die Türkei am Wasserhahn dreht, um Irak und Syrien politisch unter Druck zu setzen.
Auch in Europa, das in den letzten drei Jahren Temperaturrekorde verzeichnete, wird der Wassermangel akut. «In der Schweiz hatte das Vieh im Sommer 2022 nicht mehr genug Gras zum Fressen», schreibt Rahmig. «Die Rheinpegel sanken auf ein bedrohliches Niveau ab: Die Schifffahrt und damit die Energieversorgung mit Öl und Kohle war gefährdet.» Und in einigen Mittelmeerländern wie Spanien oder Griechenalnd muss regelmässig das Wasser rationiert werden.
Rahmig rechnet damit, dass spätestens 2100 die Alpengletscher geschmolzen sind. Das Fehlen dieser Eispanzer werde sich auf die Wassermenge in Bächen und Flüssen auswirken – und die Wasserreserven in Europa weiter gefährlich verknappen.
Jürgen Rahmig, «Der Kampf ums Wasser», Hirzel, Stuttgart 2023, 255 Seiten, 40 Franken
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