Der Zahlenvirtuose Vaclav Smil entlarvt irreführende Statistiken. «Zahlen lügen nicht», schreibt der kanadische Ökologe. Aber sie würden auch nicht immer die ganze Wahrheit erzählen.
Als Beispiel nennt er das Bruttoinlandsprodukt, das die Wirtschaftsleistung eines Landes beziffert. Dieses steige nicht nur, wenn die Wirtschaft brumme und es den Menschen besser gehe, sondern zum Beispiel auch bei Unfällen: «Mehr Trunkenheit am Steuer, mehr Unfälle, mehr Notaufnahmen in Spitälern – all das steigert das Bruttoinlandsprodukt.»
Smil erklärt in 71 Kapiteln, die sich um Bevölkerungsentwicklung, Energie und Umwelt, Wirtschaft und Innovation sowie Politik und Geschichte drehen, wie man Zahlen in die richtige Relation setzt und korrekt gewichtet. Er zeigt etwa auf, weshalb die Säuglingssterblichkeit der zuverlässigste Indikator für Lebensqualität ist. Warum die Dreifachverglasung von Fenstern zu den wirksamsten Klimaschutzmassnahmen zählt. Oder dass die gesunde mediterrane Ernährungsweise zunehmend vom Speiseplan verschwindet – auch in Ländern wie Italien oder Spanien.
Umweltmythen entlarvt
Smils Erklärung der Welt in Zahlen birgt auch unerwartete Erkenntnisse. So erklärt der Autor zum Beispiel, warum die weltweite Produktion von Handys, Laptops und Tablets die Umwelt mehr belastet als die Herstellung von Autos.
Oder er warnt davor, die Dieselaggregate, deren energetischer Wirkungsrad unter allen Verbrennern konkurrenzlos sei, vorschnell abzuschreiben. «Für den Massenguttransport sind keine alternativen Antriebe verfügbar, die den weltweiten Warenaustausch so kostengünstig, effizient und zuverlässig abwickeln könnten», schreibt Smil. «Dieselmotoren treiben praktisch alle Containerschiffe an, die Güter wie Erdöl, Zement, Düngemittel und Getreide transportieren.» Elektrisch angetriebene Containerschiffe dagegen müssten Akkus mit einem Gewicht von 100'000 Tonnen mit sich führen, um annähernd so viel transportieren zu können.